Römerkastell Saalburg - Das Jahr 2022 im Rückblick

Der Kastell-Guide am Eingang. - Foto: Römerkastell Saalburg

11. Januar 2023

Bad Homburg (ut). Nach der langen durch die Corona-Pandemie bedingten Schließung 2021 war das Jahr 2022 für das Römerkastell Saalburg wieder ein annähernd normales Museumsjahr. Die Besucherzahl erreichte zwar noch nicht wieder das Niveau von 2019, ist aber mit fast 90.000 Besucher:innen deutlich gestiegen. Den Höhepunkt des Museumsjahres bildete gleich zu Beginn die Eröffnung der Sonderausstellung „Spot An! Szenen einer römischen Stadt“ in der Fabrica am 18. Februar.

Sonderausstellung Spot An! Szenen einer römischen Stadt

Vom 18. Februar bis 31. Oktober präsentierte das Römerkastell Saalburg die Sonderausstellung „Spot An! Szenen einer römischen Stadt“, die vom Rheinischen Landesmuseum Trier konzipiert, zusammengestellt und gestaltet wurde.

Die Römer hatten bei ihrem Vormarsch zum Rhein alle Annehmlichkeiten der Stadtkultur aus dem Mittelmeerraum im Gepäck. Straßen mit Bürgersteigen, großartige Plätze, Villen und Paläste, eindrucksvolle Tempel und Theater, Wasserleitungen (Aquädukte) und Abwasserkanäle setzten in den römischen Städten hier zulande städtebauliche Maßstäbe. Die wenigsten der 2.000 Städte im Römischen Reich waren Metropolen. Doch die Großstadt Trier gehörte sicherlich dazu.

Im Jahr 17 v. Chr. wurde „Augusta Treverorum“ gegründet und entwickelte sich rasch zu einem blühenden Handelszentrum. Um 300 n. Chr. bezog Kaiser Konstantin hier seine großzügig ausgebaute und mit allen Bequemlichkeiten ausgestattete Kaiserresidenz. Trier war die größte römische Stadt nördlich der Alpen und das antike Erbe ist noch heute im Stadtbild präsent. Die Ausstellung setzte Schlaglichter auf typische Szenen des täglichen Lebens in einer antiken Großstadt: Wie entsteht überhaupt eine römische Stadt? Wie verlief ein alltäglicher Besuch in den öffentlichen Badeanlagen? Welche Waren wurden auf dem Marktplatz angeboten und welche Delikatessen kamen auf den Speisetisch der Oberschicht? Wen stellten all die Statuen auf öffentlichen Plätzen dar?

Antworten auf all diese Fragen gaben verschiedene Stationen wie „Planmäßige Stadtgründung“, „Leben in einer römischen Großstadt“, „Wasser für die Stadt“ oder „Spektakel für die Massen“.

So führte die Ausstellung „SPOT AN! Szenen einer römischen Stadt“ mitten hinein in die blühende Metropole an der Mosel. Zahlreiche Funde, die bisher in den Depots des Rheinischen Landesmuseums in Trier versteckt waren, illustrierten das Leben in einer römischen Großstadt. Zu sehen waren Architekturteile und Porträts aus Marmor, Geschirr und Wohnaccessoires, Handelsgüter und Handwerksgeräte. Exklusive Ausstellungsstücke, anschauliche Illustrationen und Videoanimationen mit Momentaufnahmen des römischen Stadtlebens zeichneten ein buntes Bild der bedeutendsten Großstadt nördlich der Alpen.

Die Besucher:innen des Kastells Saalburg am Limes, der römischen Grenze zum freien Germanien, konnten in dieser Ausstellung unmittelbar erfahren, dass Römer nicht nur Soldaten waren, die Wachtürme und Militäranlagen bauten. Im Schutz der Grenzanlagen entwickelte sich während der Jahrhunderte ein urbanes städtisches Leben, dass alle Annehmlichkeiten mediterraner Lebenskultur auch in der Provinz bot. Schließlich zeigten die Szenen aus Trier auch den Einzug des Christentums und einer neuen Epoche in unseren Breiten, die die um 270 n. Chr. verlassene Saalburg nicht mehr erlebte.

Wieder römisches Leben im Kastell – Thementage

Im vergangenen Jahr erfreuten sich endlich auch wieder Veranstaltungen, die auf angenehme Weise kulinarische Genüsse und spannende Informationen zur Kultur der Römer verbanden, besonderer Beliebtheit. Vertiefende Führungen zu speziellen Themen und Vorträge im Rahmen der Thementage zogen viele wissbegierige Römerfans an.

Zum Auftakt der Sommersaison in der Saalburg am 1. Mai schlugen die Soldaten der 4. Vindelikerkohorte und der Legio XXI Rapax ihre beeindruckenden Marschlager auf und begeisterten die Besucher:innen mit Militärvorführungen und fundiertem Hintergrundwissen. Bei den Führungen durch das Kastell konnte man alles Wichtige über die Saalburg und ihre Besatzung erfahren oder die weitläufige Anlage einfach auf eigene Faust erkunden.

Ein Blick ins Versorgungszelt. – Foto: Römerkastell Saalburg

Die Culinaria am Pfingstwochenende wurden gemeinsam mit der I. Römercohorte Opladen gestaltet, die ihr Versorgungszelt für alle Neugierigen öffnete. Selbstverständlich waren auch die Feuerstellen im Kastell in Betrieb, die Backöfen rauchten und es brodelte und brutzelte in den Töpfen und Pfannen. Wie man mit der römischen Reibschale Pasten zubereitet, im Lehmkuppelofen Brot backt oder über dem offenen Feuer die verschiedenen Gerichte zubereitet, wurde an diesem Wochenende demonstriert. Das Museumsrestaurant Taberna bot die Möglichkeit, sich á la carte römisch verköstigen zu lassen.

Römersachen selber machen hieß es am 3. Juli. Unter der römischen Bevölkerung gab es findige und einfallsreiche Leute, davon zeugen die archäologischen Sammlungen der Saalburg. Es finden sich Gegenstände aus allen Lebensbereichen – Spielzeug und Kleidung, Schmuck und Münzen, Haushaltsgeräte und Werkzeuge, aber auch Dinge, die uns Medizin, Sport, Kunst und Musik aus dieser Zeit näherbringen. Immer wieder fragen wir uns, wie Dinge hergestellt und verwendet wurden und womit sich römische Männer, Frauen und Kinder alltäglich beschäftigten. Antworten darauf gab es an diesem Thementag mit vielen Vorführungen und Angeboten zum Mitmachen, Nachmachen und Ausprobieren.

Thementag „Die Saalburg um 1910“. – Foto: Römerkastell Saalburg

Der letzte Thementag im September stellt die Frühzeit des Saalburgmuseums in den Mittelpunkt: Die Saalburg um 1910. Dort trafen die Besucher:innen Herrschaften aus dieser Epoche und Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kultur und Militär. In Spielszenen mit authentischen Zeitzeugen wurde die damalige Auffassung vom römischen Erbe und der Kulturvermittlung dargestellt. Auch das Musaion, ein Ausstellungsbereich, der die Sammlung im Stil der Jahrhundertwende um 1900 präsentiert, konnte an diesem Tag besichtigt werden.

Digitalisierung

In den Zeiten der Pandemie und der Lockdowns ging auch bei den Römern die Digitalisierung in großen Schritten voran: Auf der Homepage www.saalburgmuseum.de finden sich mittlerweile nicht nur alle Informationen rund um das Museum und die Veranstaltungen, sondern auch die „Digitale Sammlung“ mit ausgewählten Funden im Foto, 3d-Scan und einigen Videosequenzen. Vielleicht haben die Leser ja Lieblingsobjekte, die sie sich auch zu Hause näher ansehen würden? Am besten senden sie eine Mail an das Römerkastell Saalburg – info@saalburgmuseum.de – und auch diese Funde können noch aufgenommen werden. Viele Freunde der Römer tummeln sich mittlerweile auf den Kanälen der Saalburg bei Facebook und Instagram und nehmen so unmittelbar am Museumsleben teil. Das Saalburgteam berichtet dort über aktuelle Entwicklungen und Arbeiten im Museum.

Der digitale Kastell Guide liefert ab Februar an vielen Stationen im Kastell reiche Zusatzinformationen zu einzelnen Gebäuden und Exponaten in den Vitrinen. Prägnante Texte, anschauliche Rekonstruktionen und Videoclips führen die Besucher:innen mit eigenem Smartphone durch das Kastell und die Ausstellungen. Einfach am Eingang das Netz „Kastell Guide“ auswählen und an den Stationen die QR-Codes scannen und man ist mittendrin in der Römerzeit.

Der Förderverein Saalburg zu Gast vor dem in Glas eingefassten Dalkinger Limestor. – Foto: Sybille Hofmann

Freunde und Förderer

Der Verein der Freunde und Förderer der Saalburg hat 2022 seine beliebten Exkursionen wieder aufgenommen. Im Sommer führte ein erster Ausflug zum Kastell am Kleinen Feldberg. Im September ging es endlich wieder auf große Fahrt zum Limestor bei Dalkingen und nach Aalen, Baden Württemberg, in das kürzlich neugestaltete Limesmuseum im großen Reiterkastell der Ala II Flavia. Für alle Teilnehmer:innen war es ein spannender Tag mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen.

Fazit

Im Rückblick war 2022 trotz aller Schwierigkeiten nach der Pandemie und mit den notwendigen Beschränkungen durch die Energiesparmaßnahmen ein erfolgreiches Jahr für das Römerkastell Saalburg, das Mut macht und Hoffnung. Auch im Neuen Jahr 2023 wird es wieder ein spannendes Programm im Römerkastell Saalburg geben.