Ermöglichen – sichtbar machen – vernetzen:

 Karin Wolff stellt den Kulturfonds Frankfurt RheinMain vor

Von Eckard Steffin, 1. Januar 2022

Bad Homburg. „Der Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v. d. Höhe e.V. hat ausnahmsweise kein historisches Thema in den Blickpunkt gestellt, sondern die aktuelle Kulturpolitik“, so dessen Vorsitzender Gregor Maier. Zu Gast war die frühere Kultusministerin und jetzige Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Karin Wolff, um ihre Institution vorzustellen.

Wolff: „Ist es wirklich so, dass die Rhein-Main-Region nur durch Autobahnen, Züge, Flughafen oder auch Industrie und Banken definiert wird? Was ist das Herz der Region?“ Von Offenbach bis Oestrich-Winkel, von Bad Vilbel bis Darmstadt gibt der Kulturfonds Frankfurt RheinMain eine zusätzliche Antwort – die der kulturellen Verbindung. Warum will jemand hier leben? Was bietet die Region für die Familien? Hier spiele der Kulturfond eine entscheidende Rolle. Die gemeinnützige Gesellschaft hat ihren Sitz nicht, wie man denken könnte, in Frankfurt, sondern bewusst in Bad Homburg v. d. Höhe. Sie verbinde die großen Flaggschiffe unter den Theatern und Museen mit kleinen Theatern und auch Ausstellungen in der Region, vernetzt ebenso Musik mit Tanz, Schauspiel, Plastik und Fotografie sowie kultureller Bildung. Die Metropolregion sei 14.800 Quadratkilometer groß und habe 5,8 Millionen Einwohner:innen.

Warum sollten die beteiligten Kommunen und das Land Hessen ein Interesse an einer solchen Verbindung haben? Zunächst sei die Finanzierung ein Argument. Für jeden eingesetzten Euro der Kommunen gebe das Land noch einmal den gleichen Betrag hinzu. Auf diese Weise würden kulturelle Leuchttürme geschaffen und Kooperationen gefördert. Derzeit machten der Main-Taunus-Kreis, der Hochtaunuskreis, Wiesbaden, Frankfurt, Östrich-Winkel, Darmstadt, Hanau, Offenbach und Bad Vilbel mit.

Nach „Phänomen Expressionismus“ (2009-2012) und „Impuls Romantik“ (2012-2015) sei „Transit“ (2015-2018) der dritte vom Kulturfonds initiierte Themenschwerpunkt gewesen. Ausgehend von Frankfurt-Rhein-Main als Transitregion sei der Begriff inhaltlich mit insgesamt rund 80 Kulturschaffenden erarbeitet worden. Zufällig habe das Thema in die damalige Zeit mit den vielen Flüchtlingen gepasst. Danach folgten Projekte zum Schwerpunktthema „Erzählung.Macht.Identität.“, das sich damit beschäftigte, wie Mythen, Legenden und Geschichten zum kulturellen Selbstbild einer Region beitragen.

Wie verwandeln sich traditionelle Erzählformen in Bildender Kunst, Literatur, Musik und Theater durch den individuellen oder künstlerischen Zugriff? Seit 2019 läuft die Tanzplattform Rhein-Main ein Kooperationsprojekt von Künstlerhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett, das wiederum zu den Staatstheatern in Darmstadt und Wiesbaden gehört. Das Angebot umfasse eine Vielfalt von Produktions-, Aufführungs- und Vermittlungsformaten, dazu gehörten das jährliche Tanzfestival sowie der Tanztag Rhein-Main, Residenzprogramme, mobile Produktionen, Tanz-in-Schulen-Projekte, Workshops und Weiterbildungen sowie ein regelmäßiges Training und tanzmedizinische Beratungstermine für Profitänzer:innen. Sie stärke Aspekte der Diversität und Inklusion, rücke die generationsübergreifende Vermittlungsarbeit in den Vordergrund und soll Tanz für das Publikum zugänglich und erfahrbar machen.

Auch Einzelprojekte, wie TINYBE vom 26. Juni bis 26. September 2021 im Metzlerpark Frankfurt, dem Friedensplatz Darmstadt und dem Kranzplatz/Kochbrunnen Wiesbaden, sei eine Kunstplattform im öffentlichen Raum gewesen, die Ausstellungs- und Veranstaltungsformat miteinander verknüpfte. Neun temporär bewohnbare Skulpturen in Form von „Tiny Houses“ wurden von internationalen Künstler:innen, visionäre, utopische oder auch dystopische Ideen zu neuen Formen des Wohnens und Arbeitens wurden dort vorgestellt. (Quelle Kulturfond)

Neue Formen der Präsentation von Kunst würden ebenfalls angeboten, wie die Plattform „open space“. Dort biete der Kulturfonds Künstler:innen aus der Region die Möglichkeit, kleinere Arbeiten oder Ausschnitte aus ihren Projekten auf der Website des Kulturfond zu präsentieren. Die Beiträge ersetzten das Live-Erlebnis nicht, sondern sie ergänzten es.

Zudem werden überregional Werbungen geschaltet und mit Plakaten unterstützt. Dabei ist die Verwaltung mit sieben Mitarbeiterinnen klein und effizient. Ein Gremium der Zahlenden und ein Kulturausschuss, quasi der Aufsichtsrat, ergänzen den Kulturfond. Mit Hilfe eines Kuratoriums werden die Förderungen vergeben. Wolff hofft, „dass auch noch weitere Kommunen aus der Region hinzukommen und das Angebot komplettieren.“