Die Wunder des Jupiter und Saturn

Gas-Riesen lassen sich am Himmel blicken

27. Oktober 2023

Bad Homburg. In den kommenden Nächten rückt ein beeindruckendes Objekt unseres Sonnensystems in den Fokus der Himmelsbeobachtung: Jupiter. Mit seiner bevorstehenden Opposition zur Sonne am 3. November wird er zu einem faszinierenden Ziel für Amateurastronomen. Die Astronomische Gesellschaft Orion Bad Homburg e.V. (AG Orion) ruft Interessierte dazu auf, selbst einen Blick auf den Gasriesen zu werfen, sei es mit einem eigenen Fernglas, Teleskop oder auch durch die Teleskope in der Volkssternwarte Hochtaunus im Rahmen der öffentlichen Beobachtungsabende. Michael Feiler, Pressesprecher der AG Orion, teilt in diesem Artikel hilfreiche Informationen und Tipps für die visuelle Beobachtung dieser Himmelsphänomene.

Jupiter befindet sich derzeit in südöstlicher Richtung und strahlt als der hellste Punkt am Abendhimmel. Als der größte Planet im Sonnensystem, etwa zwölfmal größer als die Erde, ist er trotz seiner Entfernung mit bloßem Auge, einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop gut zu sehen. Bei der Beobachtung von Planeten und anderen Himmelsobjekten mit Amateurteleskopen sollte man jedoch nicht die professionellen Bilder der NASA und ESA erwarten. Im Amateurteleskop erscheint Jupiter zunächst nur als eine kleine Scheibe. Die Kunst besteht eher darin, das astronomische Sehen Schritt für Schritt zu üben, um schließlich immer mehr Details erkennen zu können. Zählt man die Planeten unseres Sonnensystems von der Sonne aus, belegt Jupiter den fünften Platz. Er ist nach dem Mond und der Venus das dritthellste Objekt am nächtlichen Himmel.

Der Name Jupiter leitet sich vom römischen Oberhaupt der Götter ab

Ähnlich wie Saturn, Uranus und Neptun besitzt Jupiter keine feste Oberfläche und gehört aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung zu den Gasplaneten. Während der aktuellen Oppositionsphase leuchtet Jupiter besonders hell, da er von der Erde aus betrachtet genau gegenüber der Sonne steht und deren Licht optimal reflektieren kann. Durch ein Amateurteleskop wird sichtbar, dass Jupiter nicht vollständig kreisförmig ist. Seine Scheibe wirkt leicht abgeflacht, vergleichbar mit dem Effekt, wenn man sich auf einen Ball setzt. Dieses Phänomen resultiert aus der Fliehkraft, die entsteht, weil Jupiter sich rasch um seine Achse dreht und dadurch den Äquatorbereich ausdehnt. Neben dieser Abplattung lassen sich in seiner Wolkenhülle auch Strukturen erkennen. Im Äquatorbereich sind zwei waagerechte, dunkle Wolkenbänder zu beobachten.

Tipps für interessierte Anfänger

Für Anfänger kann es zunächst eine Herausforderung sein, Details auf der Oberfläche des Jupiters zu erkennen. Der Schlüssel dazu ist, beim Blick durch das Teleskop auf Momente ohne Luftunruhe zu achten. Diese klaren Momente wechseln sich oft mit flimmernden ab. Das Geheimnis der visuellen Beobachtung liegt darin, sich diese klaren Augenblicke zu merken. Aus der Summe dieser günstigen Momente entsteht dann ein detailliertes Gesamtbild im Kopf. Schon im ruhig gehaltenen Fernglas und besonders im Teleskop sind die vier größten Monde des Jupiter deutlich sichtbar. Sie tragen die Namen Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Zusammen werden sie als „Galileische Monde“ bezeichnet. Dieser Name leitet sich von dem berühmten Astronomen Galileo Galilei ab, der sie erstmals im Jahr 1610 entdeckte.

Bis heute wurden insgesamt 95 Monde um Jupiter entdeckt. Aufgrund der ständigen Veränderung der Positionen der vier Monde spricht man auch vom „Tanz der Jupitermonde“. Es kann jedoch vorkommen, dass nur drei oder weniger Monde neben Jupiter sichtbar sind, wenn beispielsweise einer oder mehrere von ihnen vor Jupiter vorbeizieht. In solchen Momenten erscheint der betreffende Mond als ein kleines, helles Scheibchen auf der Oberfläche des Gasriesen. Gelegentlich wirft ein Jupitermond auch einen dunklen Schatten auf Jupiters Wolkenhülle, oder ein Mond verschwindet plötzlich neben Jupiter, wenn er in den Schatten des Planeten gerät.

All diese faszinierenden Ereignisse sind schon im Amateurteleskop beobachtbar. Mit etwas Übung und Erfahrung lassen sich neben den Bändern am Äquator auch die sogenannten tropischen Bänder und die Verdunkelungen in den Polarregionen sowie am Planetenrand erkennen. Darüber hinaus ist es möglich, den „Großen Roten Fleck“ auf der Jupiterscheibe zu erspähen, wenn er gerade sichtbar ist. Dieser ist ein auffälliges atmosphärisches Phänomen, ein gewaltiger Wirbelsturm der schon seit mindestens 350 Jahren beobachtet wird. Und er ist so groß, dass er mehr als zwei Mal die Erde in seiner Breite überspannt. Darüber hinaus ist dieser Fleck aufgrund der schnellen Rotation von Jupiter nur alle zehn Stunden für etwa vier Stunden zu sehen. Dennoch sollte man nicht erwarten, im Amateurteleskop das detaillierte rötliche Oval zu erkennen, wie es die Raumsonden fotografiert haben. Der Fleck erscheint vielmehr als ein kleines Ei. Die wahre Faszination liegt jedoch darin, den Fleck mit eigenen Augen gesehen zu haben.

Für ein weiteres wunderbares Erlebnis sorgt Saturn

Das zweite große Highlight unter den Gasplaneten heißt Saturn. Er ist von der Sonne aus gesehen der sechste Planet des Sonnensystems und nach Jupiter auch der zweitgrößte. Saturn hatte zwar seinen Oppositionszeitpunkt schon Ende August, ist aber immer noch gut in Richtung Süden westlich von Jupiter zu sehen. Ende Oktober geht er jedoch schon gegen Mitternacht im Westen unter. Obwohl jeder Saturn als den Planeten mit den Ringen kennt, ist es immer wieder ein wunderbares Erlebnis, ihn live im Teleskop zu betrachten.

Saturn bietet ebenfalls einige Details zur Entdeckung. Dazu gehört die Cassinische Teilung, die größte Lücke im Ringsystem. Sie wurde nach dem italienisch-französischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini benannt, der sie im Jahr 1675 entdeckte. Weitere beobachtbare Phänomene sind der Schatten, den der Planet auf den Ring wirft, sowie der größte Saturnmond, Titan, und die kleineren, schwächeren Monde. Sie sind als kleine Lichtpunkte neben Saturn sichtbar, wobei Titan am hellsten ist.

Außerdem bietet sich die Gelegenheit, die weit entfernten Gasplaneten Uranus und Neptun am Himmel durch ein Teleskop zu beobachten. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass sie im Teleskop als deutlich kleinere Scheibchen erscheinen als Jupiter und Saturn. Einige Mitglieder der AG Orion nutzen neben der visuellen Beobachtung auch die Möglichkeiten der digitalen Astrofotografie. Dabei werden zahlreiche Einzelbilder aufgenommen und anschließend mithilfe spezieller Stacking-Software gestapelt, um beeindruckende Gesamtbilder zu erstellen. Die Ergebnisse dieser Fotos (wie hier abgebildet) sind oft von so hoher Qualität, dass sie auf den ersten Blick mit professionellen Aufnahmen der NASA und ESA verwechselt werden können.

Die genauen Positionen und Zeitpunkte der Jupiter- und Saturnerscheinungen sowie der anderen Himmelsphänomene können in Himmelsjahrbüchern, astronomischen PC-Programmen, Smartphone/Tablet-Apps und im Internet nachgeschlagen werden. Eine nützliche Quelle bietet beispielsweise die Vereinigung der Sternfreunde e.V. auf ihrer Webseite unter https://sternfreunde.de/himmelsereignisse/. – Bilder: agorion.de/Bernhard Strauch

Über den Autor

Michael Feiler, wohnhaft in Usingen-Wernborn, arbeitet hauptberuflich als Softwareentwickler und engagiert sich ehrenamtlich als Pressewart bei der Astronomischen Gesellschaft Orion Bad Homburg e.V. Seit seiner Kindheit ist er ein begeisterter Amateurastronom und teilt seine Leidenschaft regelmäßig mit Gleichgesinnten bei Beobachtungen an der Volkssternwarte Hochtaunus oder auf dem beliebten Beobachtungsplatz in Wehrheim-Pfaffenwiesbach.

In der Zeitschrift „astronomie – Das Magazin“ beschreibt er regelmäßig gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Bernhard Strauch das „Objekt im Detail“. Während er hierin wertvolle Anregungen für die visuelle Beobachtung von Himmelsobjekten gibt, steuert sein Vereinskollege Tipps und Erfahrungen zur Astrofotografie bei. Darüber hinaus ist Michael Feiler Autor der „Drehbaren Himmelskarte“ und des „Deep Sky Reiseatlas“ aus dem Oculum Verlag.

Mit seiner Begeisterung für die Astronomie und der ehrenamtlichen Tätigkeit im Verein trägt Michael Feiler maßgeblich dazu bei, die faszinierende Welt des Sternenhimmels einem breiten Publikum näherzubringen.