Festakt 50 Jahre Rotary Club Bad Homburg Schloss

Von Eckard Steffin, 17. Mai 2025

Bad Homburg. Grundprinzip bei den Rotariern ist, dass sich ein neuer Club gründet, wenn es genügend Mitglieder gibt, die die Ausgründung unterstützen, ohne einen anderen Club zu gefährden. So gibt es in Bad Homburg drei Clubs mit unterschiedlichen Ausrichtungen aber immer der Grundidee verpflichtet, sich für das Gemeinwohl einzusetzen.

1975 gründeten zehn Vertreter der Bürgerschaft aus unterschiedlichen Berufsgruppen den Rotary Club Bad Homburg Schloss, von denen zwei bis heute Mitglieder sind und auch an dem Festakt teilnahmen. Die enge Bindung an Bad Homburg und das Bad Homburger Schloss hat sich im Namen wiedergefunden. Schon früh wurde aus dem Club, wesentlich vorangetrieben von Wolfgang Bersch, die Initiative zur Gründung des Kuratoriums zur Erneuerung der Bad Homburger Schlosskirche, heute das Kuratorium Bad Homburger Schloss, im Jahre 1982 auf den Weg gebracht. 1989 wurde die vollständig renovierte Schlosskirche dann als Kulturveranstaltungsort an die Stadtgesellschaft übergeben. Das Orgelfestival „Fugato“ und die Beteiligung an den Blickachsen folgten.

Ab den 90er Jahren weitete der Club seine sozialen Projekte aus und förderte Grundschul-Schüler im Sprachunterricht, Studierende mit Migrationsgeschichte und ermöglichte Kindern und Jugendlichen Sommerfreizeiten, die ihnen sonst nicht zugänglich gewesen wären. Auch international hat sich der Club 1989 engagiert und eine Patenschaft mit einer Schule in Mwanga/Tansania übernommen und ein Geburtshaus in Nepal gefördert. Neben der Bekämpfung von Polio gehört die Bereitstellung von besseren hygienischen Verhältnissen, beispielsweise durch einen verbesserten Zugang zu Wasser zu den dauerhaften Projekten. Ein aktuelles Projekt ist das ehemalige Waldenserhaus in Dornholzhausen. Es soll zu einem Integrationsmuseum umgebaut werden.

Natürlich gehören auch Clubtreffen dazu, die den Spaß an gemeinsamen Werten fördern sollen, und hier und da mal ein Vortrag. Da sich die Rotarier als Freunde verstehen, muss ein neues Mitglied von einem Aufnahmeausschuss auf Vorschlag von anderen Mitgliedern ausgewählt werden. Dazu zählt, dass möglichst viele Berufsbilder vorhanden sein sollen. Nach einem längeren Prozess wird dann entschieden, ob die Person zum Club und deren Ideologien passt. So kann ein Club wie Bad Homburg Schloss vielleicht drei bis vier neue Mitglieder im Jahr aufnehmen. Der Präsident wird für ein „Rotarisches“ Jahr gewählt und setzt dann das Motto für seine Amtszeit. Dr. Martin Decker hat sich für das Motto „Werte erleben – Zukunft gestalten“ entschieden.

Der Rotary Club Bad Homburg Schloss ist über die Jahre auf mittlerweile 90 Mitglieder gewachsen und der ursprüngliche Männerclub hat heute auch weibliche Mitglieder. In sogenannten „hands-on“-Projekten, dem Stand auf dem Weinfest, bei der Oldtimerrallye Weisser Turm Classic oder bei Fahrradrennen für einen guten Zweck, werden Rotarier in der Öffentlichkeit sichtbar.

Prof. Dr. Dr. Ernst Hanisch, Governor 2024/2025 Distrikt 1820 überbrachte anlässlich des 50. Jubiläums als Ehrengast Grußworte an den Club. Oberbürgermeister Alexander Hetjes brachte neben seinem Grußwort auch eine Spende über 1.500 Euro der Kur- und Kongress GmbH mit.

Dr. Martin Deckert ließ dann die 50 Jahre Clubleben noch mal Revue passieren. Während der Durchsicht alter Protokolle las er in einem Protokoll des Jahres der Clubgründung 1975, über die Diskussion der Anschaffung einer elektrischen Schreibmaschine. Es herrschte „Kalter Krieg“ und durch die radikale Erhöhung der Ölpreise sei ein radikaler Strukturwandel notwendig geworden. Es wurden die Umweltprobleme zur Sprache gebracht und es entstanden die ersten Friedensbewegungen. Es sei auch schon der Beginn der Digitalisierung sichtbar geworden. Die ersten Heimcomputer kamen in den Handel und in den 90er Jahren begann die Zeit der Entspannung und Globalisierung. 1989 schaute der Club über den Tellerrand hinaus und förderte die Projekte in Tansania und Nepal. Seit 2014 ist er Mitglied des Rotary Club Bad Homburg Schloss und erinnerte an die Online-Treffen während der Corona Pandemie.

Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Michael Wolffsohn unter dem Titel „Rotary als Spiegel deutscher Geschichte“. Die Zeit des Nationalsozialismus habe für die Rotarier in Deutschland eine äußerst schwierige und letztlich existenzbedrohende Phase dargestellt. Anfänglich gab es Versuche, sich mit dem Regime zu arrangieren, doch die Kluft zwischen den rotarischen Idealen und der nationalsozialistischen Ideologie war zu groß. Durch zunehmende Ausgrenzung gerieten die Rotary Clubs bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 in Deutschland unter Druck. Die Idee von Offenheit und Vertrauen sei nicht gut angekommen.

Unter den Repressalien des Regimes schlossen die deutschen Rotary Clubs ihre jüdischen Mitglieder aus und viele nichtjüdische Mitglieder verließen die Clubs aus Solidarität mit ihnen. Letztlich zwang das Regime die Clubs, sich aufzulösen -dies geschah bereits 1937. „Heute setzt sich Rotary International aktiv mit dieser Vergangenheit auseinander und betont die Bedeutung von Toleranz, Völkerverständigung und der Verteidigung humanitärer Werte“, so Michael Wolffsohn. Zu guter Letzt stellte er sich die rhetorische Frage, warum so wenig Literaten in den Clubs vertreten sind und regte an, auch diese Gruppe stärker in die Clubs zu integrieren.

Zwischen den Ansprachen spielten Studierende der Masterprogramme der Kronberg Academy – Casals Forum: Michael Shaham (Violine) aus Israel und LiLa (Violoncello) aus China.

Weitere Informationen

Rotary International wurde am 23. Februar 1905 in Chicago von dem Anwalt Paul P. Harris gegründet. Harris suchte nach einer Möglichkeit, die Kameradschaft wiederzubeleben, die er in den kleineren Städten seiner Jugend erlebt hatte. Er lud drei Geschäftsleute zu einem Treffen ein, um seine Idee eines Clubs zu besprechen, der die Gemeinschaft unter Geschäftsleuten fördern sollte. Die Grundprinzipien von Rotary entwickelten sich früh. Zunächst lag der Fokus auf der Kameradschaft, doch bald erkannten die Mitglieder das Potenzial, ihre Talente und Ressourcen für das Gemeinwohl einzusetzen.

Heute ist Rotary International eine globale Organisation mit über 1,4 Millionen Mitgliedern in über 31.000 Clubs weltweit. Das Motto „Service above Self“ („Selbstloses Dienen“) ist nach wie vor der Leitgedanke der Rotarier, die sich in vielfältigen Projekten in ihren Gemeinden und international engagieren, wobei der Kampf gegen Polio eines der bekanntesten und erfolgreichsten Beispiele für das globale Engagement von Rotary ist.