Endlich Einweihung

IKF feiert mit vielen Freunden das neue Vereinshaus

Von Petra Pfeifer, 10. Mai 2023

Bad Homburg. Nicht allein die Sonne strahlte, als die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) nach fünf Jahren Bauzeit die Fertigstellung des Vereinshauses feierte. Als erstes waren es zahlreiche geladene Gäste, die mit Freude feststellten, was im Usinger Weg 102 erreicht worden ist. Mit Blick in die Runde meinte Vorstandsmitglied Michael Korwisi: „Eigentlich müssten wir hier alle namentlich begrüßen.“ Denn die Liste derer, die den Verein auf dem bisherigen Weg geholfen habe, sei lang.

Dass es für diese Unterstützung viele gute Gründe gab und gibt, stellte zunächst Oberbürgermeister Alexander Hetjes heraus, der sich trotz Termindrucks eine Stippvisite nicht hatte nehmen lassen: „Ihr habt mit dem Kirdorfer Feld nicht nur ein schützenswertes Gebiet geschaffen, sondern auch ein regelrechtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet. Und was ihr hier leistet, das könnten wir von Seiten der Stadt gar nicht realisieren.“ In diesem Zusammenhang kündigte der Rathauschef die Einführung eines Rangers an, der den Verein wunschgemäß bei der Einhaltung der Richtlinien in Bezug auf die Streuobstwiesen unterstützen soll.

Rückblick

Vereinsvorsitzender Fred Biedenkapp und sein Stellvertreter Michael Korwisi sorgten dann erst einmal abwechselnd für einen ebenso ausführlichen wie auch kurzweiligen Rückblick auf Hausbau- und Vereinsgeschichte. „Nachdem im Jahr 2005 die letzte Kelterei in Homburg geschlossen hatte, konnte man seine Äpfel hier nirgendwo mehr verarbeiten lassen“, so Michael Korwisi. Im gleichen Jahr habe er mit seinem Freund und Nachbarn Harald Kämpfer beschlossen, dies nun selbst in die Hand zu nehmen und am 31. Januar 2006 habe mit 17 Gründungsmitgliedern die Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld stattgefunden.

Es folgten die Schilderungen hinsichtlich der vielfältigen Unterstützung durch die Stadt und die mehrfachen Umzüge des Vereins mit seiner Kelter, die zu dem Beschluss führten, dass es „ohne ein richtiges Dach über dem Kopf nicht weitergehen kann“.

Eine Übersicht der regelmäßig von der IKF durchgeführten Veranstaltungen.

Fred Biedenkapp: „An einem Aktionstag im Februar 2017 trafen wir uns hier auf dem damaligen Parkplatz der Schützengesellschaft, um das Grundstück für die kommenden Bauarbeiten vorzubereiten.“ Die Homburger Schützengesellschaft habe damals den Pachtvertrag über ihren großen Parkplatz mit der Stadt geändert und die Fläche der IKF zur Verfügung gestellt: „Vielen Dank an den Vorsitzenden Bernd Holzhäuser.“

Spenden und Handwerker halfen beim Neubau

Zu dieser Zeit seien auch die Gespräche mit den Sponsoren geführt und der Bauantrag gestellt worden. „Hier möchten wir uns zuallererst und ganz herzlich bei der Stadt Bad Homburg für die Überlassung des Grundstückes in Erbpacht und die finanzielle Unterstützung in Höhe von 370.000 Euro bedanken. Bei der Harald Quandt Family Office und mit Herrn Stefan Quandt konnten weitere starke Unterstützer gefunden werden“, berichtete Biedenkapp und zählte noch weitere tatkräftige Helfer auf, die bei den einzelnen Gewerken im Verlauf des Baus mitwirkten. So zum Beispiel Marcell Hett (Aushub) oder die Firma Nowak (Keller und Rohbau): „Im Mai war schon die Kellerdecke gegossen und es konnte der Grundstein (von Sebastian Schaller) gesetzt werden.“ Stein auf Stein ging es weiter und im Herbst 2018 habe die Firma Löw die Arbeiten am Dach beendet: „Vielen Dank für das Entgegenkommen bei der Rechnung!“

Nun konnte auch die Fotovoltaikanlage, gespendet von Stefan Quandt, von der Firma Bär installiert werden: „Sie produziert so viel Strom, dass wir damit im Herbst und Winter mit unserer großen Luftwärmepumpe heizen können.“ Am Ende eines Jahres hätte der Verein sogar einen Stromüberschuss, für den er vom Netzbetreiber noch „ein ordentliches Sümmchen erstattet“. Kurzum: die IKF habe ein Passivhaus.

Im Februar 2019 ging es zunächst an den Außenputz und im August folgte der Anschluss ans Netz, der Keller wiederum wurde gestrichen und hunderte Meter Kabel und alle Versorgungsleitungen wurden verlegt. Es folgten die Dämmung sowie Planung und Verlegung der Fußbodenheizung. Im Herbst 2020 schließlich konnte der Estrich – und dann kam die Pandemie, durch die sich der Innenausbau verzögerte. In diesem Zusammenhang erinnerte Fred Biedenkamp an Marliese Bernecker, die zu den Mitgliedern gehörte, die während der Bauzeit gestorben sind: „Als es ihr so richtig schlecht ging, hat sie Michael Korwisi angerufen und gefragt, was sie denn dem Verein spenden könne, damit die IKF immer an sie und Helmuth Bernecker denken würde, wenn sie nicht mehr da sei.“ Das Ergebnis hiervon war eine neue Küche. Auch die Familie von Dr. Karl Pfeifer habe anlässlich dessen Beerdigung darum gebeten, statt Kränze und Blumen an die IKF zu spenden.

Erhalt und Pflege der Streuobstwiesen

Michael Korwisi erinnerte an die anfängliche Entwicklung des Kirdorfer Feldes bei der Vereinsarbeit: Bereits bei der Gründung sei es Anliegen der IKF gewesen, dass die Pflege der Obstbäume, der Streuobstwiesen und des menschengemachten Biotops ein ganz wichtiger Faktor für die Vereinsarbeit werden solle. Das habe sich aber zunächst gar nicht so einfach gestaltet, denn es war angedacht worden, das Kirdorfer Feld für exklusive Wohnbebauung zu erschließen: „Die Jahre zwischen 1975 und 1995 waren eine ganz schlechte Zeit für die hiesigen Streuobstwiesen.“ Unter heftigem Widerstand vieler Kirdorfer seien Teile des Feldes 1997 unter Naturschutz und teilweise unter Landschaftsschutz gestellt worden: „Heute gehört es zum europaweiten Schutzprogramm Natura 2000 und ist im Ganzen ein FFH-Gebiet.“

Da die Streuobstwiesen eines der wenigen von Menschen gemachten Biotope seien, müsste der Mensch hier auch korrigierend und pflegend eingreifen. Daher zögen an rund 45 Tagen im Jahr fünf bis zehn Frauen und Männer immer donnerstags ins Feld und führten bei jedem Wetter notwendige Pflegearbeiten aus.

Ordentlich gewachsen sei die IKF übrigens in den zurückliegenden 17 Jahren, zählt mittlerweile 400 Mitglieder „und sie verfügt auch mittlerweile über einen recht großen Fuhrpark sowie Maschinen“. Ohne diese sei die Feldpflege, Apfelernte und die dazugehörige Produktion „vieler Leckereien aus Früchten des Kirdorfer Feldes nicht möglich“.

Das dringend sanierungsbedürftige Kirdorfer Brunnenhaus an der Friedberger Straße. – Foto: Pan Springer

Doch bei aller Freude über das bisher erreichte: „Unser Brunnenhaus ist mittlerweile sehr baufällig und muss dringend saniert werden. Wir benötigen den im Haus befindlichen Brunnen und dessen Wasser als Lebenselixier für unsere jungen und frisch gepflanzten Bäume.“ Die Zisterne im Vereinshaus fasse zwar immerhin 20.000 Liter Regenwasser, doch das sei zu wenig, um die Bäume im Feld bei Trockenheit zu bewässern.

„Es ist in einem Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet wichtig, dass es solche Inseln gibt“, unterstrich anschließend Landrat Ulrich Krebs. Er erinnerte gleichzeitig daran, dass das Keltern innerhalb von Ortschaften früher selbstverständlich gewesen sei. Da dies nicht mehr der Fall ist, freute er sich über das gute Beispiel der IKF, die noch dazu das Kirdorfer Feld in seiner heutigen Beschaffenheit erhalte. Das sei ein Beispiel, das andere zum Nachahmen anspornen sollte. Insofern zeigte der Landrat sich auch optimistisch in Bezug auf das Brunnenhaus: „Es werden sich bestimmt Förderer und Sponsoren finden lassen.“ Darüber hinaus übermittelte er seine Bereitschaft zur Unterstützung hierbei.

Anerkennung von allen Seiten

Große Anerkennung auch von Stefan Quandt: „Mich beeindruckt Ihr Wirken.“ Die IKF bestehe aus unverbesserlichen Optimisten – und das meine er positiv: „Sie gestalten und bereichern das Leben der Menschen.“ Durch die Mitglieder der IKF sei etwas Bleibendes entstanden, das alle genießen könnten, daher bedankte er sich in seiner Eigenschaft als Bürger Bad Homburgs: „Das ist ein Zeugnis, wozu bürgerschaftliches Engagement in der Lage ist.“

Segenswünsche sprach Pastoralreferentin Sylvia Kessler aus. In diesem Zusammenhang meinte sie, es sei etwas Besonderes, was die IKF getreu ihrem Motto „bewahren, erneuern, pflegen und ernten“ vor Ort bewältige: „Danke, dass Sie auch viel für die Menschen leisten.“

Viele Gäste dieser Feier nahmen anschließend die Möglichkeit einer Führung durch das Gebäude wahr, ebenso wie die zahlreichen Besucher, die zum anschließenden Tag der offenen Tür erschienen. Denn hierzu waren rund 1000 Menschen gekommen, die bei herrlichstem Sonnenschein bis in die frühen Abendstunden die Gastfreundschaft der IKF bei leckeren Speisen, kühlen Getränken und anregenden Gesprächen genossen.

Nun blicken sowohl Fred Biedenkapp als auch Michael Korwisi voller Freude und mit großer Tatkraft voraus: „Mit der Fertigstellung des Hauses ist für uns ein großer Traum in Erfüllung gegangen und da die Handwerker unter uns nun nicht mehr mit Bauarbeiten beschäftigt sind, haben wir wieder viel mehr Kapazität für die Feldarbeit.“

Impressionen des dringend sanierungsbedürftigen Brunnenhauses von Pan Springer