„Digitalisierung gelingt am besten gemeinsam“

Bad Homburg, Friedrichsdorf und Wehrheim erhalten 2,25 Millionen Euro Förderung

 3. Mai 2023

Bad Homburg (pit/ut). Eine Datenplattform, die „Smart City“-Daten bündelt und konsolidiert zur Verfügung stellt, digitale Stadtrundgänge oder generationenübergreifende Digitalisierungskurse. Dies sind nur drei von acht Teilmaßnahmen, die Bad Homburg, Friedrichsdorf und Wehrheim gemeinsam in einem großen Projekt umsetzen wollen. Das Projekt „Digital und smart den Limes überwinden“ wird vom Land Hessen durch die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ gefördert. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat am vergangenen Freitag im Bad Homburger Kaiser-Wilhelms-Bad die Förderzusage über 2,25 Millionen Euro an Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes sowie die Bürgermeister Lars Keitel (Friedrichsdorf) und Gregor Sommer (Wehrheim) überreicht.

„Digitale Technologien bieten die Chance, größere Transparenz zu erhalten und verschiedene Daten miteinander zu verbinden und auszuwerten. Eine Datenplattform ist zudem ein wichtiger Schritt zu einer ‚Smart City‘, da sie durch die Zusammenführung und Bereitstellung von Daten Grundlage für weitere Anwendungsfälle ist. Als Hessische Landesregierung fördern wir dies, weil wir smarte und starke Städte und Regionen wollen, damit Hessen dank Digitalisierung noch lebenswerter und attraktiver wird“, sagte die Digitalministerin. „Eine solche App ist zudem ein gutes Beispiel, wie Digitalisierung unmittelbaren Nutzen für Bürgerinnen und Bürger bringen kann. Interkommunale Zusammenarbeiten in diesem Bereich unterstützen wir besonders gern, da so Ressourcen gespart werden können.“ Daher sollen solche Projekte als „Leuchttürme“ dienen, sie sollen nach ihrer Entwicklung weiteren Kommunen zur Nachahmung zur Verfügung gestellt werden. Eine Mahnung gab es allerdings an die Hand: „Das alles funktioniert nur, wenn es digital UND analog geschieht.“ – Ein Hinweis, Holger Bellino, Mitglied des Hessischen Landtags und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion gerne untermauerte. Zugleich mahnte er: „Es gibt immer noch Hürden zu überwinden. Zum Beispiel der älteren Generation ihre Ängste zu nehmen.“ Dabei seien solche Projekte von großer Hilfe. Obendrein: „Durch solche Projekte sparen wir Steuergelder und werden effizienter.“

Das Vorhaben der drei Taunus-Kommunen umfasst mehrere einzelne Projekte. Einen Einblick zu geplanten Maßnahmen gab Michaela Peschk-Aschenbrenner von der Stadt Bad Homburg. Diese sollen in naher Zukunft gemeinsam beraten und umgesetzt werden, denn bereits in einem Jahr muss das Projekt abgeschlossen sein, damit die Förderung greift.

Grundlage ist Datenplattform

Grundlage für die Umsetzung von Sensorik-Anwendungsfällen ist eine Datenplattform. Dies betrifft zum Beispiel aktuelle Wasserstandsmeldungen aus der Region. Bisher gibt es jedoch vereinzelte Anwendungsfelder von unterschiedlichen Protagonisten und auf unterschiedlichen Plattformen. Letztlich: Erst durch die Nutzung eines möglichst großen Datenpools können alle vorhandenen Daten auf einer einheitlichen Datenplattform zusammengeführt, aufbereitet und in nützliche Informationen umgewandelt werden. Vorhandene Quellen sollen so zusammengeführt und, durch neue zusätzliche Datenquellen angereichert, eine Entscheidungsgrundlage für zukünftige Nachhaltigkeitsprojekte bilden.

Zudem ist eine Aufbereitung und Visualisierung in Form eines Dashboards geplant, so dass auch die Besucher:innen einen Nutzen haben. Sie werden beispielsweise an historischen und touristisch interessanten Orten via QR-Codes dazu eingeladen, Informationen digital abzurufen. Unterstützt durch eine mobile App werden an aktuelle Bedingungen angepasste Routen mit Augmented Reality Elementen, Video- und Audioinhalten aufgewertet und zielgruppengerecht angeboten. Ziel sind rund 100 QR-Codes in den drei Kommunen, die zu einer interaktiven Entdeckungstour mit interessanten und außergewöhnlichen Informationen – über die üblichen touristischen Hinweisschilder hinaus – einladen sollen. Geplant sind unter anderem digitale Reiseführer, historische Ansichten und animierte Videos.

Weiterhin soll eine Beteiligungsplattform auf Basis einer Open Source Software eingerichtet werden, mittels der Bürger:innen an aktuellen Vorhaben der Kommunen beteiligt werden können. Um möglichst alle an der Digitalisierung teilhaben zu lassen, ist außerdem geplant, generationenübergreifende Digitalisierungskurse anzubieten, um die Medienkompetenz zu steigern. Letzter Baustein ist die Einrichtung von digitalen Rathausinformationen. Diese sollen an den Rathäusern parallel zur klassischen Info Auskünfte erteilen oder beispielsweise Besuche anmelden, so dass Warteschlangen reduziert werden können.

„Wir befinden uns schon etwas länger auf dem Digitalisierungshighway, 95 Prozent der Ziele haben wir bereits erreicht, bezüglich der restlichen fünf Prozent sind wir vom Land Hessen abhängig. Daher bin ich Ministerin Sinemus auch sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung unseres interkommunalen Projekts“, sagte Bad Homburg Oberbürgermeister Alexander Hetjes.

„Es ist für uns als kleinste Kommune sehr wichtig, bei diesem Projekt mitmachen zu können, denn letztlich können wir das Thema Digitalisierung nur gemeinsam in die Zukunft gerichtet vorantreiben“, ergänzt Wehrheims Bürgermeister Gregor Sommer.

Lars Keitel, Bürgermeister von Friedrichsdorf, ergänzt: „Wir sind kräftig in der Vorbereitung und es herrscht reger Kontakt in unseren Kommunen. Es geht einerseits darum, dass Bürger ihre Anliegen leichter und schneller – und dabei ressourcenschonend – erledigen können. Andererseits müssen wir als Kommunen schneller werden, auch bei Entscheidungsprozessen.“ Keite fügte an: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Wehrheim und Bad Homburg und bin mir sicher, dass daraus jeder vom anderen lernen wird. Dadurch entwickeln wir passgenaue smarte Lösungen, die wiederum als Blaupause für andere Städte ähnlicher Prägung dienen können.“

Bürgermeister Gregor Sommer: „Als kleinste der drei Kommunen lassen wir uns gerne mitziehen, denn es gibt Dinge, die schon angeschoben sind und nur zu übernehmen sind.“ Insofern sei er dankbar hinsichtlich der großartigen Unterstützung.

Hintergrund

Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung eingerichtet. Diese ist ein zentraler Anlaufpunkt für alle Belange im Bereich smarter Kommunen.

Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Dazu zählen unter anderem Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder die Stärkung des ÖPNVs. Rund 20 Millionen Euro stehen jährlich von 2020 bis 2024 im Bereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung zur Verfügung, die in drei Maßnahmen aufgeteilt sind. Jeweils vier Millionen Euro fließen von 2020 bis 2024 in die Digitalisierungsplattform Civento, die vom Land Hessen den Kommunen flächendeckend kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die Plattform bildet einen zentralen Baustein für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes im kommunalen Bereich. Zudem können Kommunen darauf Anträge elektronisch bearbeiten – ein wichtiger nächster Schritt hin zur Volldigitalisierung der kommunalen Verwaltung. Weitere knapp 16 Millionen Euro wurden 2020 für die Verwaltungsdigitalisierung zur Verfügung gestellt. Und drittens werden von 2021 bis 2024 jeweils bis zu 16 Millionen Euro für die Förderung kommunaler Vorhaben verwendet, die innovative Projekte in Themenfeldern der Digitalisierung kommunaler Handlungsfelder im Sinne von Smart City / Smart Region betreffen. Projekte werden mit 100.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro unterstützt – bei einer Förderquote von 90 Prozent und einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren.

Nähere Informationen gibt es unter www.digitales.hessen.de/Foerderprogramme/Starke-Heimat oder www.smarte-region-hessen.de.