Erster Neubau im Einzugsgebiet der Frankfurter jüdischen Gemeinde seit 1945

Die neue Mikwe ist eingeweiht

Von Petra Pfeifer, 14. Dezember 2022

Bad Homburg. Die Mikwa oder Mikwe ist eine der wichtigsten Institutionen einer jeden jüdischen Gemeinde. Das Tauchbad ist für Menschen jüdischen Glaubens sogar so essenziell und bedeutend, dass ihr Bau sogar Vorrang vor der Errichtung einer Synagoge oder dem Erwerb einer Tora-Rolle hat.

In Bad Homburg hatte es in der Vergangenheit bereits eine Mikwe gegeben: Im jüdischen Gemeindehaus neben der alten, 1938 zerstörten Synagoge in der Elisabethenstraße. Die Tradition des Tauchbades lebt nun in der neuen Synagoge im Töpferweg 1 wieder auf. Dabei handelt es sich obendrein um die erste neu errichtete Mikwe im Einzugsbereich der Frankfurter jüdischen Gemeinde seit 1945.

Nun hat die jüdische Gemeinschaft in Bad Homburg Vertreter der jüdischen Gemeinde in Frankfurt, Nachbarn, Unterstützer, Vertreter des Kreistags, Landratsamts und der Stadt Bad Homburg zur Einweihungsfeier geladen. Gekommen waren neben vielen anderen Kreistagsvorsitzender Renzo Sechi, Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak, Stadträtin Lucia Lewalter-Schorr, Pfarrer Werner Meuer von der Katholischen Kirchengemeinde St. Marien und selbstverständlich auch Oberrabbiner Appel und Marc Grünbaum, Vorstand der jüdischen Gemeinde Frankfurt. „Der Bau der Mikwe ist ein weiterer wichtiger Grundstein für die Entwicklung einer lebendigen Gemeindelebens“, freuten sich Evgeniy Sternberg und Arthur Iliyav vom Vorstand des Vereins der Freunde und der Förderer der jüdischen Kultur und Religion Bad Homburg.

Erster Spatenstich und Unterstützung durch Bad Homburg

„Mitten in der Coronakrise feierten wir den Spatenstich mit Abstand und Maske und ohne Essen“, blickte Artur Iliyav zurück. 20 Monate später, nach überwundenem Baustoffmangel, zwei Bauplanänderungen und der Investition von 400.000 Euro sei der Bau fertig und „ich verrate ein kleines Geheimnis: auch schon in Betrieb“. Die Nachfrage sei sehr groß, unter anderem auch durch den Zuzug jüdischer Flüchtlinge aus der Ukraine. Groß sei aber auch die Spendenbereitschaft „aus aller Welt“ gewesen.

In Bezug auf die Unterstützung des Oberbürgermeisters sagte Artur Iliyav: „Ohne ihn gebe es weder diese Synagoge noch diese Mikwe. Wir sind ihm und der Stadt sehr, sehr dankbar für seinen unermüdlichen Einsatz für die Belange der jüdischen Gemeinschaft in Bad Homburg.“ So sei auch der Bau der Mikwe durch die Stadt mit 100.000 Euro „großzügigst“ unterstützt worden.

„Da gilt es auch Dank zu sagen an unseren Stadtkämmerer Reinhard Matern“, so Alexander Hetjes, der zugleich den Glückwunsch des Magistrats überbrachte. Darüber hinaus lobte er „die vorbildliche Aufnahme der rund 100 jüdischen Flüchtlinge aus der Ukraine. Das ist gelebte Nächstenliebe“. Es sei bemerkenswert, dass jüdische Geflüchtete in Deutschland einen sicheren Hafen finden. Er freute sich, dass mittlerweile auch Makkabi Taunus gegründet und das jüdische Gräberfeld in Ober-Eschbach angelegt worden sei: „Ich bin sehr stolz darauf Oberbürgermeister einer Stadt mit stärker werdenden jüdischen Leben zu sein.“ Von Herzen freue er sich auf die nächsten Projekte.

Das jüdische Leben wächst

Marc Grünbaum lobte jene, die den Bau tatkräftig unterstützten: „Das ist ein Engagement, das gar nicht unterschätzt werden kann.“ Das jüdische Leben in Bad Homburg wachse nicht nur, sondern stabilisiere sich auch. Mit Blick auf die Ukraine hoffte Evgeniy Sternberg, „dass der Krieg bald zuende ist und wir uns dem vielfältigen kulturellen Leben mehr widmen können“.

Die neue Mikwe wurde in L-Form an die bereits bestehende Garage angebaut. Dazu wurde deren hintere Wand aufgebrochen und um einen Anbau erweitert. Die neue Mikwe umfasst neben dem Tauchbad auch Umkleideräume und sanitäre Anlagen. Auch ein Büro für den Bad Homburger Rabbiner wird dort eingerichtet. Bauherr ist der Förderverein, dem die Stadt das Gelände am Töpferweg samt des Synagogengebäudes in Erbpacht überlassen hat.

Ein kurzer Film über die vielfältigen Aktivitäten der Jüdischen Gemeinde in Bad Homburg

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