Sanierung abgeschlossen – Ausstellung von Rainer Hunold bildet Auftakt
An Ende des Tages erstrahlt ein „Herzstück“ der Stadt in neuem Glanz

27. September 2025
Bad Homburg (ut). Fast auf den Tag genau sind es fünf Jahre her, dass das Gotische Haus für eine grundlegende Sanierung geschlossen werden musste, die eigentlich 2023 abgeschlossen sein sollte. Doch immer wieder hat es Verzögerungen gegeben. Doch insbesondere in Corona-Zeiten gestaltete sich das Voranschreiten immer wieder schwierig bis zeitweise unmöglich. „Beschäftigt waren hier 20 bis 30 Firmen und wenn zum Beispiel Fenster nicht da sind, kann der Elektriker nicht weiterarbeiten und eine Termintreue ist dann nicht mehr erforderlich“, gibt Enzo Spadano, Fachbereichsleiter Hochbau bei der Stadt Bad Homburg, Einblick in die Sanierungshistorie.
Hand in Hand sei damit einhergegangen, dass die Kosten hierfür erheblich gestiegen seien. Bei der Prognose aus dem Jahr 2015 sei man von acht Millionen Euro ausgegangen, schlussendlich wurden es11,5 Millionen Euro. Nun herrscht bei allen Beteiligten große Erleichterung, Enzo Spadano formuliert es treffend: „Am Ende des Tages sind wir fertig – und das Ergebnis ist der Würde des Hauses angemessen.“

Kulturelles Herzstück der Stadt
Kurz zuvor hatte Oberbürgermeister einen Überblick über die zurückliegenden Arbeiten gegeben und seiner Freude ähnlich Ausdruck verliehen: „Mit der Wiedereröffnung des Gotischen Hauses kehrt ein kulturelles Herzstück de Stadt zurück. Wir haben hier nicht nur ein historisches Bauwerk bewahrt, sondern zugleich einen modernen Museumsort geschaffen, der Kunst und Geschichte in besonderer Weise verbindet.“
Der Dank von Bettina Gentzcke, Fachbereichsleiterin Kultur und Bildung, geht mit Blick auf Museumsleiterin Dr. Ursula Grzechca Mohr an das gesamte Museumsteam, das den Auszug der Sammlung bewältigte und nun auch deren Einzug zu managen hat: „Dem, was Sie geleistet haben, zolle ich einen riesigen Respekt.“ In der Kur- und Kongreßstadt habe in den vergangenen fünf Jahren die bildende Kunst sehr eingeschränkt vertreten gewesen: „Umso größer ist die Freude, dass wir sie wieder zum Leben erwecken können.“ Sie weiß aber auch: „Die Abläufe müssen sich sukzessive einspielen, es gab jede Menge Wechsel im Team und es muss sich sukzessive hochfahren.“ Tatsächlich ist Ursula Grzechca-Mohr die einzige aus dem Team des Jahres 2020, die noch heute an Bord ist.
Gotisches Haus kann mit Landesmuseen Schritt halten
Allergrößte Freude selbstverständlich auch bei der Museumsleiterin: „Wir sind dankbar, dass nun Sicherheit, Technik und Licht gegeben sind, so dass wir die Sammlungen entsprechend präsentieren können.“ Immerhin verfüge das Haus über 40.000 Stücke: „Das gibt es sonst nur in einem Landesmuseum.“ Gleichzeitig blickt sie dankbar zurück: „Im Horex-Museum hatten wir ein Haus mit guter Lüftung.“ Und was war sonst noch in der Zwischenzeit? „Wir haben uns auf die Digitalisierung gestürzt.“
Aber auch gleich der Ausblick, wie es weitergehen soll: „Die Stücke müssen peu à peu wieder eingeräumt werden und sukzessive die Räume mit Ausstellungen versehen werden, die aufeinander abgestimmt sind.“ Im Mittelsaal werde zur Eröffnung am Sonntag, 28. September, 15 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Rainer Hunold („Ein Fall für Zwei“) erstmals zu sehen sein (s.u).
Freundeskreis gegründet
Und gleich noch eine gute Neuigkeit: Es gibt ihn nun, den Freundeskreis Gotisches Haus e.V. „Es waren Bad Homburger Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Engagement, die den Grundstein für die Sammlung des Städtischen historischen Museums gelegt haben. Bürgerschaftliches Engagement ist immer wichtig – gestern, heute und morgen“, sagt Professor Thomas Beilner, der erste Vorsitzende des in diesem Jahr neu gegründeten Vereins. Beilner erläutert, dass dieses bürgerschaftliche Engagement immer mitgeholfen hat, die städtische, universelle Sammlung weiterzuentwickeln, die Exponate aufzuarbeiten, die stadtprägende Kunst der Öffentlichkeit nahezubringen und nach Alleinstellungsmerkmalen zu suchen, um anhand der Kunst- und Kulturobjekte die Entwicklung der Stadt sichtbar zu machen. Der Freundeskreis will an die Tradition anknüpfen und unterstützend einen Beitrag leisten.
Glückliches Dornholzhausen
Ortsvorsteherin Simone Loewen wiederum versichert: „Das Gotische Haus wurde schmerzlich vermisst und wir alle hier in Dornholzhausen sind froh, dass wir es zurückhaben.“ Es sei ein Puzzleteil, das gefehlt hat und daher: „Wir freuen uns, das Alte wiederzusehen und sind gespannt auf das Neue, das da kommt.“
Notwendigkeit für Erhalt und Nutzung
Um die Sammlung langfristig zu bewahren, mussten Mindeststandards für Temperatur (18-23°C) und Luftfeuchtigkeit (30-55 Prozent rF) erfüllt werden. Weder das alte Gotische Haus noch das Horex Museum konnten diese Bedingungen dauerhaft sichern. Auch brandschutzrechtlich entsprach das Gebäude nicht mehr den Anforderungen: Nach dem Brand 1980 waren die Einbauten nicht auf Museumsbetrieb ausgelegt, eine zweite Treppe fehlte. 2018 musste deshalb bereits ein Ausstellungsraum gesperrt werden. All diese Faktoren machten eine grundlegende Sanierung unvermeidlich.
Ziele und bauliche Maßnahmen
Die Sanierung begann nach einer Machbarkeitsstudie von 2014 und europaweitem Planungsverfahren 2019. Der Bauantrag wurde Ende 2020 gestellt, die Entkernung startete Anfang 2021, die eigentlichen Bauarbeiten im Januar 2022.
Die wichtigsten Maßnahmen:
- Wiederherstellung der historischen Fassade und des Eingangs
- Anpassung der Raumsituation an die ursprüngliche Aufteilung
- Einbau einer zweiten Treppe für den Brandschutz
- Modernisierung des Museumscafés und Sanierung der Sanitäranlagen (inkl. Barrierefeiem WC)
- Verbesserung der Akustik im Gartensaal und Einbau einer Hörschleife
- Ausstattung mit neuer Medientechnik für Vorträge und Konzerte
- Erfüllung der klima- und sicherheitstechnischen Standards
Dank einer energetisch hocheffizienten Lösung wurden Sonderausstellungsräume und Depots voll klimatisiert, während die übrigen Bereiche be- und entlüftet werden. Sämtliche Räume werden über abgehängte Klimadecken mit Heiz- und Kühlsystem konditioniert. Versorgt wird es über 14 Erdsonden mit je 150 Metern Tiefe, die Geothermie nutzbar machen. Ergänzend wurden Dachflächen nachgedämmt und begrünt. Alle haustechnischen Anlagen – von Brand- und Einbruchschutz über Kameraüberwachung bis zur Gebäudeautomation – wurden erneuert. Mit dem neuen Sicherheitskonzept sind künftig auch Leihgaben anderer Häuser möglich. Für die energetische Sanierung wurden Bundes- und BAFA-Mittel in Höhe von 580.00 Euro bewilligt.
Nachhaltige Museums- und Ausstellungskonzeption
Aus das Museumskonzept orientiert sich an Nachhaltigkeit:
- Wiederverwendung vorhandener Ausstellungselemente
- Maßvoller Umgang mit Wänden, Farben und Beschilderungen
- Einsatz neuester Beleuchtungstechnik ohne schädliche Effekte auf die Objekte
- Flexible Kombination von Dauer- und Sonderausstellungen statt starrer Trennung
Museumsleiterin Dr. Ursula Drzechca Mohr erklärt: Wir freuen uns, die Besucherinnen und Besucher zunächst durch ein weitgehend offenes Haus führen zu können, welches die Dimensionen der Architektur unmittelbar erfahrbar macht. Schrittweise werden wir unsere Sammlung wieder sichtbar machen und mit wechselnden Ausstellungen neue Impulse setzen.“
Auftaktausstellung „Transformation“
Die Wiedereröffnung startet mit der Ausstellung „Trnsformation, Skulpturen von Rainer Hunold“, die bis zum 29. Mai 2026 läuft. Hunold, vielen als Schauspieler aus Film und Fernsehen bekannt, hat sich ganz der Bildhauerei verschrieben. Zwei seiner Werke aus der städtischen Sammlung werden in den Kontext seines Gesamtwerks gestellt. „‚Transformation‘ zeigt nicht nur die künstlerische Entwicklung Rainer Hunolds, sondern ist zugleich eine Metapher für den Wandel des Hauses selbst“, so Kulturamtsleiterin Dr. Bettina Gentzcke.
Veranstaltungen zur Wiedereröffnung
- Sonntag, 28. September, offizielle Eröffnung, Führungen und Ansprachen, 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 25. Oktober 2025, 19 bis 22 Uhr: Kulturnacht. Eröffnung durch Oberbürgermeister Alexander Hetjes, anschließend Open House, Führungen sowie Drinks & Snacks im neuen Café
- Sonntag, 9. November, 15 Uhr: Start der regelmäßigen öffentlichen Führungen (alle zwei Wochen)
- Samstag, 15. November, 11 Uhr: Künstlergespräch mit Rainer Hunold
Aktueller Stand und Ausblick
Die Sanierungsarbeiten sind also abgeschlossen. Erste Klimatexts zeigen, dass die musealen Bedingungen nun optimal erfüllt werden. Derzeit wird die Sammlung systematisch in die neue Depotstruktur eingeräumt und digital erfasst, bevor sie schrittweise in wechselnden Präsentationen zugänglich gemacht wird. Vorab einen Einblick in ausgewählte Stücke der Sammlung bietet die Übersicht vergangener Ausstellungen des Museums Gotisches Haus online unter: https://hessen.museum-digital.de/institution/49.
Darüber hinaus wird das Gotische Haus im Herbst 2025 Gastgeber der ersten hessischen Fachtagung zur Digitalisierung in Museen sein, bei der innovative 3-D-Scanner und Reprosysteme vorgestellt werden. – Fotos: Petra Pfeifer