Närrischer Gottesdienst ist schon liebgewonnene Tradition

Mit dem Narrhalla-Marsch in den Taunusdom

Impressionen vom Karnevalsgottesdienst - Fotos: pit

Von Petra Pfeifer, 9. Januar 2024

Bad Homburg v. d. Höhe. Dass ein viel kehliges „Ui-jui-jui-au-au-au“ in einer Kirche erschallt, dürfte wohl das beste Zeichen dafür sein, dass hier ein außergewöhnlicher Gottesdienst abgehalten wird. Und dem war auch so als zahlreiche Karnevalisten in den Taunusdom zogen, um dort nach dem Start der Kampagne am 11. November auf dem Schlosshof (Impressionen s. u.) die Sitzungszeit einzuläuten. Kassiert hat diesen fröhlichen Kommentar Narrenratspräsident Torsten Hainz als er schon zu seiner Begrüßung angesetzt hatte, jedoch etwas verspätet das Blatt mit seiner Rede aus seinem Handschuh zog und über sich selbst schmunzelnd entfaltete. Sein fröhlicher Kommentar mit Blick auf die lachenden Gesichter: „Das mache ich jetzt jedes Mal so.“

Kernpunkt seiner kurzweiligen Ansprache war die „Dankbarkeit“: „Lasst uns bitte einen Moment Zeit nehmen, um an die zu denken, die unsere Hilfe benötigen, lasst uns für die Menschen da sein, die mit uns lachen, die mit uns fröhlich sind. Lasst uns dankbar sein für diesen Moment!“ Es folgte die Begrüßung der vielen Tollitäten aus der Region, die es sich nicht hatten nehmen lassen für diesen Gottesdienst der besonderen Art nach Bad Homburg zu reisen – darunter befanden sich schließlich nicht nur Bad Homburger Hoheiten, sondern auch jene aus Bad Soden, Kransberg und Oberursel – und die Versicherung: „Es ist ausdrücklich gewünscht, dass hier und heute Narrenkappen getragen werden.“ Er freue sich auf die gemeinsame, fröhliche, würdevolle Zeit, die vor ihnen allen liege.

Pfarrer Werner Meuer: „Es ist schon eine kleine Tradition, dass wir zu Beginn der Saison diesen Gottesdienst abhalten.“ Er selbst habe daraus bereits etwas gelernt, als es damit vor etwa sieben Jahren losging. „Man darf den Beginn für die Narren nicht zu früh ansetzen.“ 14.11 Uhr habe sich jedoch als eine gute Zeit herauskristallisiert, meinte er schmunzelnd. Werner Meuer freute sich über die bunte, volle, lebendige Kirche: „Das ist ein Zeichen, dass wir zusammenstehen.“ Gerade in dieser Zeit brauche es so einen Zusammenhalt.

Nach einem gemeinsamen Gebet und einem gemeinsam gesungenen Lied folgte die Lesung durch Landrat Ulrich Krebs. Er hatte hierfür den Brief an die Kolosser ausgewählt und betonte insbesondere den Part: „Vor allem liebt einander, denn Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.“

Eingeflochten in diesen „Närrischen“ Gottesdienst waren neben geistlichen auch weltliche Lieder. Hier fiel es so manchem jedoch schwer, tüchtig mitzusingen, so dass der Pfarrer kurzerhand dazu animierte, einfach im Rhythmus mit zuklatschen. Kurz darauf meinte er: „Jetzt singen wir mal das ‚Halleluja‘, das wäre schön!“ Auch dieser Aufforderung wurde gerne gefolgt. Bevor er jedoch zur Büttenpredigt ansetzte, beichtete Werner Meuer: „Ich bereite gerne Predigten und Gottesdienste vor, doch die Büttenpredigt macht mich jedes Mal nervös.“ Mit einem „ich versuche es einfach“ begann er dann allerdings tapfer und erntete für sein Werk, obwohl es überwiegend zum Nachdenken anregte, doch so manchen Lacher. Den Abschluss machte dem Anlass entsprechend nicht wie sonst das „Amen“ sondern ein kräftiges „Helau“ – begleitet von einem Tusch von der Orgel.

Den Reigen derer, die die Fürbitten verlasen, führte Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak an. Die Redner hatten vor allem die Themen Mut, Frauenrechte, Krieg, Respekt und der Freiheitlich-Demokratischen Ordnung gewählt. In „ökumenischer Verbundenheit“ beteten anschließend alle gemeinsam das „Vater unser“ und ein weiteres „Halleluja“ – diesmal als Sologesang durch Georg Müller, Sitzungspräsident der Freunde des Carneval e.V. (FdC), von der Empore.

Mit den Worten „Danke für diese frohe Stunde, für Heiterkeit und Frohsinn! Ich bin froh, dass wir diese Tradition haben“, wünschte Pfarrer Werner Meuer allen Anwesenden erfolgreiche Sitzungen und Gottes Segen für die kommende närrische Zeit.

Impressionen von der Kampagne-Eröffnung auf dem Landgrafenschloss - Fotos: pit