Große Herausforderungen

Maik Sommerhage wird neuer Landesvorsitzender des NABU Hessen

12. Juli 2023

Hessen/Wetzlar (ut). Bei der NABU-Landesvertreterversammlung am 9. Juli in Wetzlar wurde Maik Sommerhage aus Bad Arolsen mit großer Mehrheit der über 100 Delegierten zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Er löst Gerhard Eppler aus Bensheim ab, der nach einer 18-jährigen Amtszeit nicht wieder antrat. „Der Artenschwund und die Klimakrise halten uns alle in Atem. Wir brauchen eine deutliche Kurskorrektur, um unsere Lebensgrundlagen dauerhaft zu sichern“, erklärte Sommerhage. Zu den künftigen Arbeitsschwerpunkten sollen eine naturverträgliche Energiewende, der natürliche Klimaschutz durch die Sicherung intakter Wälder, Feuchtgebiete und Moore sowie ein effektiveres Management von Schutzgebieten gehören. „Viele Schutzgebiete sind in der Praxis nur unzureichend betreut. Dadurch verlieren wir immer mehr biologische Vielfalt“, so Sommerhage. Um die Situation zu verbessern, müsse das Land Hessen den ehrenamtlichen Naturschutz stärker einbinden. Auch beim NABU soll das ehrenamtlichen Engagements durch einen umfassenderen Gruppenservice und eine breit gefächerte Aus- und Fortbildung weiter gestärkt werden.

Die NABU-Delegierten zollten dem scheidenden Landesvorsitzenden Gerhard Eppler viel Lob und Applaus. Für seine großen Verdienste wurde er vom NABU-Präsidenten Jörg-Andreas Krüger mit der Goldenen Ehrennadel des NABU ausgezeichnet. In seiner Amtszeit konnte der NABU Hessen naturschutzpolitisch einiges erreichen. „Auf der Habenseite stehen europäische Natura 2000-Schutzgebiete auf 21 Prozent der Landesfläche, die FSC-Zertifizierung des Staatswaldes und die Einrichtung von großen Naturwald-Entwicklungsflächen“, erläuterte Eppler. Die zunehmende Bedeutung des NABU als gesellschaftlichem Akteur zeigte sich an der Beteiligung in Landesgremien wie dem Energiegipfel, dem Runden Tisch Landwirtschaft und Naturschutz und der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie. Mit Projekten wie „Fledermausfreundliches Haus“, „Laubfrosch – ein König sucht sein Reich“, „Gelbbauchunke“ und „Schutzgebietsbetreuer“ setzte sich der NABU Hessen erfolgreich für den praktischen Artenschutz ein. Hierzu gehört auch eine langjährige Kooperation mit Steinbruchunternehmen beim Schutz gefährdeter Amphibien.

Beeindruckend ist die Entwicklung der Mitgliederzahlen des Verbandes: In der Amtszeit von Gerhard Eppler konnte der NABU Hessen die Anzahl seiner Mitglieder von 36.000 in 2005 auf über 86.000 in 2023 mehr als verdoppeln. Das zeige einen großen Rückhalt für den Naturschutz in der Bevölkerung. „Wir brauchen überall in Hessen engagierte Menschen, die sich für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt einsetzen. Besonders freue ich mich, wenn sich auch Kinder und Jugendliche für die Natur begeistern“, so Eppler. Deshalb habe die Unterstützung des Jugendverbandes NAJU seit vielen Jahren einen großen Stellenwert.

Bei allen Erfolgen sei aber nicht zu verhehlen, dass die Arten- und Klimakrise weiter an Fahrt zugelegt habe. Ob Insekten, Amphibien, Vögel oder speziell Arten der Agrarlandschaften: Bei vielen Arten seien weiterhin erschreckende Rückgänge zu verzeichnen. „Einzelne ökologische Reparaturen genügen nun nicht mehr. Nötig ist eine grundsätzliche Wende hin zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise“, resümierte Eppler. Als lernende Organisation müsse sich auch der NABU immer wieder neuen Herausforderungen stellen und seine Arbeitsweise und Strukturen entsprechend anpassen.

Bei den Vorstandswahlen wurden die Stellvertretenden Landesvorsitzenden Lydia Desch (Jossgrund), Stefanie Stüber (Büttelborn) und Bernd Petri (Büttelborn) in ihren Ämtern bestätigt. Wiedergewählt wurden auch die Beisitzer:innen Andrea Pfäfflin (Wehrheim), Andreas Sievernich (Pohlheim) und Heinz-Günther Schneider (Battenberg). Neu ins Amt des Schatzmeisters wurde Jens Rieser (Fulda) gewählt, der den langjährigen Amtsinhaber Klaus-Dieter Seibel (Bad Wildungen) ablöst. Klaus Dieter Seibel hatte nach 32 Jahren nicht wieder für das Amt kandidiert. Für sein langjähriges Engagement für Mensch und Natur erhielt er die Goldene Ehrennadel des NABU aus den Händen des NABU-Präsidenten.