Verlegung der ersten Stolpersteine

Die ersten Stolpersteine in Taunusstein gedenken den Mitgliedern der Familie Nassauer: Josefine Rufine (Mutter), Jakob (Sohn), Siegfried (Sohn), Rosa (dessen Ehefrau) und dem Kleinkind Fritz Kahn (Neffe von Rosa). - Foto: Stadt Taunusstein

10. Juni 2022

Taunusstein (ut). Die ersten fünf Taunussteiner Stolpersteine werden am Mittwoch, 22. Juni, zehn Uhr, vor der Weiherstraße 13 in Wehen im Gehwegpflaster verlegt. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen an dem feierlichen Akt zur Verlegung teilzunehmen.

Bürgermeister Sandro Zehner begrüßt den Künstler und Projektinitiator Gunter Demnig. Begleitet wird die Verlegung durch biografische Reflexionen durch drei Schülerinnen des Gymnasiums Bleidenstadt und einen musikalischen Rahmen. Mit dem Projekt Stolpersteine wird den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, die Opfer von Gewalt und Verfolgung des nationalsozialistischen „Rassenwahns“ geworden waren, an ihren letzten selbst gewählten Wohnorten gedacht. Die ersten Stolpersteine in Taunusstein gedenken den Mitgliedern der Familie Nassauer: Josefine Rufine (Mutter), Jakob (Sohn), Siegfried (Sohn), Rosa (dessen Ehefrau) und dem Kleinkind Fritz Kahn (Neffe von Rosa). Insgesamt wurden durch die Recherchen des Stadtmuseums „Museum im Wehener Schloss“ 26 betroffene Menschen in Hahn, Wehen und Bleidenstadt ermittelt, die zum größten Teil in Konzentrationslagern ermordet wurden. Lediglich neun von ihnen gelang die rechtzeitige Flucht ins Ausland.

Stolpersteine als „spürbares“ Gedenken im Stadtbild

Der Künstler Gunter Demnig entwickelte die Form des Gedenkens über Namen und Schicksale im Stadtbild. Ausgehend von der ersten genehmigten Verlegung in Freiburg, 2003, sind die Stolperstellen im Trottoire längst deutschlandweit und im europäischen Ausland präsent.

Die Initiative auch in Taunusstein Stolpersteine zu verlegen, ging vom Museum im Wehener Schloss aus und wurde zunächst kontrovers diskutiert. Währenddessen wurden die vorbereitenden Recherchen durch das Stadtmuseum weitergeführt. 2021 erfolgte dann der Beschluss der städtischen Gremien zur Verlegung von Stolpersteinen und wir jetzt als gemeinschaftliches Projekt des runden Tischs „Lebendige Erinnerungskultur“ realisiert. Hier bündelt sich bürgerschaftliches Engagement von Privatpersonen, Schule, Kirche und Lokale Agenda mit dem der Stadt. Das Projekt Stolpersteine wird durch Privatspenden und städtische Beiträge finanziert.

Ausstellungen und Infoportal des Stadtmuseums

Der Dokumentation der jüdischen Geschichte Taunussteins widmet sich insbesondere das Stadtmuseum. Bereits 1985 wurde dort eine erste Broschüre zum Thema vorgelegt. Seitdem werden die Recherchen kontinuierlich weitergeführt, die Publikation erweitert und aktualisiert. Der historische jüdische Friedhof am Halberg wurde mit Informationstafeln vor Ort erschlossen und wird zu den Tagen des offenen Denkmals geöffnet. Die Ausstellung „Aus dem Stadtarchiv Taunusstein: Dokumente jüdischer Geschichte aus dem Nationalsozialismus“ wurde konzipiert und wiederholt präsentiert. Gegenüber des ehemaligen Standorts der Wehener Synagoge, vor dem Wehener Schloss, wurde 2020 eine Stele errichtet. Über einen QR-Code können von dort aus umfängliche Informationen zur jüdischen Geschichte Taunussteins, insbesondere der Cultusgemeinde Wehen abgerufen werden. Das Informationsportal befindet sich unter www.taunusstein.de/synagoge.