Tibet und Ukraine - Was haben diese Länder miteinander zu tun?

9. März 2022

Von Jürgen Detel, Vorstandsmitglied der Tibet Initiative Deutschland

Überregional. Das Uminterpretieren der Geschichte zu eigenen Gunsten, die Missachtung der eigenstaatlichen Souveränität eines Nachbarlandes, der Bruch des Völkerrechts durch einen militärischen Angriff auf einen unabhängigen, schwächeren Nachbarstaat, die Behauptung der Befreiung der Bevölkerung, der Wille zur unrechtmäßigen Ausdehnung des eigenen Machtbereichs, dreiste Lügen sowie die Arroganz der Macht:

All das sind Hintergründe für den aktuellen, unendliches Leid und unvorstellbare Zerstörung bringenden Angriffskrieg des russischen Regimes in der Ukraine. Putin zerstört in vollem Bewusstsein ein Nachbarland und bringt schlimmstes Unglück über die Bevölkerung. Kinder, Frauen und Männer erleben Schreckliches, sie sind unfassbaren Ängsten ausgesetzt. Viele verlieren Familienmitglieder und Freunde, viele verlieren ihr Zuhause, ihr Hab und Gut. Zahllose Menschen müssen sich für eine ungewisse Flucht entscheiden ohne zu wissen, ob sie ihre Angehörigen jemals wiedersehen werden.

Putin zerstört ein Nachbarland und bringt schlimmstes Unglück über die Bevölkerung

Vergleichbare Gründe haben mehr als 70 Jahre zuvor zum militärischen Überfall und zur Annexion von Tibet durch China geführt. Seit so langer Zeit leiden die Menschen in Tibet unter der Unterjochung und Marginalisierung im eigenen Land. Die Überwachung der Menschen und die Unterdrückung jeglicher Äußerung zu Meinungsfreiheit und kultureller Eigenständigkeit werden von den chinesischen Behörden immer weiter perfektioniert. Zahllose Tibeterinnen und Tibeter sind in Gefängnissen verschwunden oder wurden ohne faire Gerichtsverfahren zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Es gibt glaubhafte Berichte über massive Folter und die Verweigerung von medizinischer Hilfe. Und die Tibeter sind bekanntlich nicht das einzige Volk, das durch das chinesische Regime leidet! Die Weitergabe von Informationen aus Tibet ist für Einheimische lebensgefährlich, selbst Familienangehörige werden massiv unter Druck gesetzt und sind oft von kollektiven Strafen bedroht. Dem chinesischen Regime ist es gelungen unabhängigen Organisationen und Journalisten jegliche Möglichkeit zu nehmen, objektiv über die tatsächliche Lage in Tibet zu recherchieren und zu berichten. Die Lage der Medien in Russland ist inzwischen mit der in China vergleichbar.

Die autoritären Regime von Russland und China haben große Schuld auf sich geladen

Das Handeln diktatorischer Staaten ähnelt sich immer in der Brutalität und den grausamen Folgen für die Bevölkerung. Anders können diese autokratischen Machthaber nicht überleben. Immer bleiben Menschlichkeit, Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Demokratie und Selbstbestimmung auf der Strecke. Die autoritären Regime beider Länder, Russland und China, haben große Schuld auf sich geladen. Beide Regime haben dadurch ihre Legitimität verwirkt.  

Wir, die wir ein unbeschwertes Leben in Sicherheit und Freiheit mit all den Errungenschaften liberaler, rechtstaatlicher Demokratien genießen, haben eine Verantwortung. Wir sollten nicht nur Unrecht benennen, sondern uns unaufhörlich für Gerechtigkeit, für Rechtstaatlichkeit, die Einhaltung von Menschenrechten, für Wahrhaftigkeit und friedliche Lösungen einsetzen. Nicht nur aus Solidarität, weil wir angesichts von Leid und Ungerechtigkeit nicht gleichgültig sein können, sondern zunehmend auch, um eben diese Errungenschaften für uns und unsere Kinder zu bewahren. Wir müssen uns zusammentun und uns engagieren, dafür gibt es Organisationen wie die Tibet Initiative Deutschland e.V.