Unermüdliche Katzenhelfer können selbst Hilfe brauchen

Lanzarote: Die Katzen von Playa Blanca

Von Petra Pfeifer, 9. Februar 2022

Bad Homburg / Spanien. Lanzarote… eine Insel des gemäßigten Klimas, der Vulkane, des schwarzen und gelben Sandes, des Schnorchelns, Segelns, Tauchens, des Künstlers Caesar Manrique, vielerlei mehr – und der Katzen. Letztgenannte ist jedoch eine Welt, die sich zum Beispiel in Playa Blanca erst auf den zweiten Blick so richtig erschließt. Es sind die immer wieder anzutreffenden schwarz-weiß lackierten kleinen Häuschen mit Katzensymbolen, in denen sich Futter- und Wasserschalen befinden, die unsere Blick auf sich ziehen. Doch wer steckt dahinter? Ein paar Recherchen im Internet bringen uns rasch weiter und kurzfristig wird ein Termin vereinbart, um uns über diesen Einsatz zugunsten der feliden Bewohner Playa Blancas zu informieren.

Wir treffen Ana beim Hotel Rubicon. Denn die Holzhäuschen sind nicht allein in öffentlichen Bereichen zu finden, sondern auch auf den Anlagen vieler Hotels installiert, deren Betreiber das Engagement dieser Privatleute sehr zu schätzen wissen. Schließlich sorgen sie für gesunde, sterilisierte Tiere, die nicht bei den Gästen betteln oder gar die Büffets plündern möchten.

Nach einem fröhlichen „Hola“ geht’s sofort rein in die Materie: „Die Stationen sind wichtig, weil sowohl die Katzen als auch wir damit feste Treffpunkte haben, an denen wir uns begegnen.“ Denn nicht nur das Füttern an sich haben sich die freundlichen Katzenhelfer vor vielen Jahren schon zur Aufgabe gemacht, sondern auch die bereits erwähnte gesundheitliche Versorgung. Daher nehmen sich die engagierten Zweibeiner bei jedem Besuch auch entsprechend Zeit, die Tiere sowohl mit Schmuseeinheiten zu verwöhnen als auch einen prüfenden Blick auf sie zu werfen. Alle Beteiligten haben somit „ihre“ Stationen und kennen die dort ansässigen Katzen bestens.

Neben Futter werden auch Desinfektionsmittel und Wurmkuren benötigt

Beim Stelldichein mit „Louisa“ notiert sich Ana gleich mal, dass das schwarz-braune, zierliche Tier eine Wurmkur benötigt: „Solche Medikamente bringen wir dann nach Möglichkeit gleich beim nächsten Besuch mit, um sie damit zu versorgen.“ Sollte eines der Tiere jedoch ernster verletzt sein, ein neues Tier auftauchen, das noch nicht sterilisiert sein, dann sorgen die jeweiligen Menschen auch dafür, dass es schnellstmöglich zum Tierarzt kommt. Klar, dass sie nicht für alle benötigten Dinge allein aufkommen können. Da sind sie auf Spenden unterschiedlichster Art angewiesen und freuen sich nicht nur über finanzielle Zuwendungen. Willkommen sind auch über Floh-, Wurm- oder Desinfektionsmittel. „Die dürfen auch mal abgelaufen sein“, meint Ana.

Als nächstes lernen wir Mirando, Doro, Oscar und Claire kennen – und zu jedem Tier gibt es eine kleine Information. So erfahren wir, dass Oscar schon ein ziemlich bekannter Kater ist, der in seiner eigenen, umgekippten Telefonzelle direkt auf der Promenade lebt. „Er lässt sich von jedem streicheln“, freut sich die Spanierin und gibt ihm selbst gleich mal ein paar Schmuseeinheiten. Weiter geht es zur Station, in dessen Umkreis Blacky lebt, den Ana mit dem Rascheln einer Leckerli-Tüte anzulocken versucht. Während wir auf ihn warten, weitere Erläuterungen: „Es ist klar, dass wir den Tieren mit unserem Einsatz zwar helfen können, doch im Grunde haben die frei lebenden Tiere nicht die optimale Pflege.“ Denn nicht jede Samtpfote lasse sich einfach mal so einfangen und in eine Box setzen, damit sie im Notfall zum Veterinär transportiert werden kann. So ein Problemfall ist auch Blacky, dessen Fell sehr fransig und eigentümlich aussieht. Da wäre ein Check durch einen Tierarzt hilfreich, doch das scheue Katerchen schreckt vor jeder Berührung zurück.

Touristen engagieren sich in ihrem Urlaub

Etwa 25 solcher Häuschen sind entlang der autofreien Promenade verteilt, gebaut werden sie aus Paletten und herumliegendem Holz: „Das macht immer irgendeiner, der Zeit dafür hat.“ Und da ist der nächste Knackpunkt, mit dem alle Beteiligten immer wieder hadern: „Wir können gar nicht genügend Leute haben.“ Immerhin müssten mit Fahrtzeit und dem Besuch der Stationen je nach Anzahl drei bis vier Stunden pro Tag investiert werden. Da ist es gut, dass es bereits regelmäßige Lanzarote-Reisende gibt, die sich mit der Initiative verbunden fühlen. Manche versorgen die Station in beziehungsweise bei ihrem Hotel für die Dauer ihres Insel-Urlaubs. „Häufig sagen sie anschließend, dass die Katzen das Beste während ihres Aufenthaltes gewesen seien“, lacht Ana. Andere wiederum haben Patenschaften (10 Euro/Monat) übernommen und informieren sich regelmäßig über „ihr“ Tier. Immerhin werden pro Monat allein rund 500 Kilogramm Futter benötigt und die Pandemie habe zu Mindereinnahmen geführt.

Auch die freilebenden Katzen leiden unter der Pandemie

Überhaupt – Corona. „Als wir in Spanien Hausarrest hatte, war es uns zunächst selbstverständlich auch untersagt, die Katzen zu versorgen“, berichtet Ana. Sie hätten erst entsprechende Bewilligungen einholen müssen, um die gewohnte Verpflegung fortsetzen zu können. Es sei ein regelrechtes Drama gewesen, das auch Vereine und andere private Fütterer betroffen habe: „Das hat eine ganze Weile gedauert, aber glücklicherweise hat es sich dann wieder recht gut eingependelt.“

Ein immer wiederkehrendes Ärgernis sei leider der Vandalismus. „Wir hatten zum Beispiel richtig schöne Futterschälchen und machten die Stationen gleich ein wenig hübscher, aber die sind geklaut worden“, berichtet Ana. Daher würden sie jetzt zumeist die abgeschnittenen Unterteile von Plastikflaschen für Futter und Wasser verwenden.

Und Sorgenkinder gibt es auch genug. Zum Beispiel „Bing“: „Sie ist ebenfalls schon richtig berühmt.“ Das Tier hatte ein gebrochenes Beinchen und kam in eine Pflegestelle. Doch es war die Freiheit gewohnt, konnte definitiv nicht in geschlossenen Räumlichkeiten gehalten werden und musste wieder zurückgesetzt werden. „Sie hat einen ziemlich spannenden Charakter, ist intelligent, schlau und mutig“, erzählt Ana. Und dann sind da noch Betty und Frank. Alle drei leben beim mittlerweile geschlossenen Shopping-Center Rubicon: „Sie kommen hier noch zurecht, aber was ist, wenn das Gebäude abgerissen wird?“

Wer sich für die Initiative interessiert, erfährt von Ana Maria Vaqueiro Rivero, Calle Valverde 29 San Marcial del Rubicon, 35580 Playa Blanca, Canary Island oder per Whatsapp an +34 639 90 66 73 mehr darüber. Erreichbar ist sie auch bei Facebook: FCH | Facebook