Königin Silvia empfängt Klinik-Team

18 Mitarbeiter sind nun Botschafter der „Silviahemmet“-Stiftung

Bei den ersten ausgebildeten Trainern handelt es sich um (v.l.): Katharina Vesper, Daniela Babik, Ramona Kasch, Peter Milata, Dr. Monica Gerger, Dr. Pia Reichel-Pichler, Dr. Daniel Wastl, Dr. Matthias Kuhaupt, Dennis Jäckel, Dr. Cornelius Gurlitt, Nadine Zimmermann, Michael Winter, Elisabeth Schneidenbach, Christian Scharf, Kathrin Seefeldt, Prachi Joshi, Vivien Mohs sowie Beatrice Widekind. - Foto: Hochtaunus-Klinik

23. Dezember 2025

Bad Homburg/Königstein (ut). Etwa jeder sechste Krankenhauspatient leidet nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft unter Demenz oder unter Demenzsymptomen. Nur ein kleiner Teil der Kliniken verfügt bisher über umfassende Konzepte, die eine optimale Versorgung von Patient:innen mit Demenz gewährleisten. „Es gibt in Deutschland 1,8 Millionen Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. Jedes Jahr kommt eine halbe Million hinzu. Jeder achte Mensch in Deutschland wird im Alter an einer Demenz erkranken. Dennoch ist das Gesundheitswesen nicht darauf eingerichtet, diese Patientinnen und Patienten gut zu versorgen und ihre Angehörigen zu unterstützen. Das wollen wir in unseren Kliniken ändern. Wir haben daher die strategische Entscheidung getroffen, unsere Krankenhäuser so aufzustellen, dass wir an Demenz erkrankte Patienten medizinisch hochwertig versorgen und gleichzeitig auf ihre besonderen Bedürfnisse bestmöglich eingehen. Da Deutschland hier noch in den Kinderschuhen steckt und Schweden uns um Jahrzehnte voraus ist, haben wir uns für ein schwedisches Konzept entschieden, das wir jetzt in den Hochtaunus-Kliniken implementieren“, erläutert Dr. Julia Hefty, Geschäftsführerin der Kliniken.

Der an Demenz erkrankte Patient steht im Mittelpunkt des Konzepts der 1997 von der schwedischen Königin Silvia gegründeten „Silviahemmet“-Stiftung. Deren Grundgedanke ist es, die Perspektive des erkrankten Menschen einzunehmen und auf diese Weise seine Bedürfnisse und Reaktionen zu verstehen.

Der erste Meilenstein auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus wurde bereits im April mit der Zertifizierung des Königsteiner St. Josef Krankenhauses – einer von drei Standorten des Klinikverbunds – als demenzsensibles Haus gelegt. Die beiden anderen Häuser Bad Homburg und Usingen folgen nun. Dafür werden sämtliche Mitarbeitenden der Hochtaunus-Kliniken –  von den Pflegekräften, Therapeuten und Ärzten über die Geschäftsführung, Verwaltung, Empfangsmitarbeiter, Techniker, Reinigungskräfte und Servicemitarbeiter –  von speziell ausgebildeten Trainern geschult. Diese wiederum rekrutieren sich aus der Belegschaft.

18 Mitarbeitende aus sämtlichen Bereichen der Kliniken haben kürzlich die Ausbildung zu „Silviahemmet-Trainern“ erfolgreich beendet. Die vom Silviahemmet-Institut in Schweden entwickelte Ausbildung umfasst eine intensive vierwöchige Schulung, gefolgt von schriftlichen und mündlichen Prüfungen vor einer Fachjury.

Das Engagement des erfolgreichen Trainerteams wurde mit einem glanzvollen Abschluss belohnt: Die Zertifikate für die 18 Absolventen wurden in der schwedischen Hauptstadt Stockholm verliehen, wo die „Silviahemmet“-Sitzung ihren Sitz hat. Nach der feierlichen Verleihung dürfen sich die 18 Trainer nun „Botschafterinnen und Botschafter“ der „Silviahemmet-Stiftung“ nennen.

Highlight der Reise nach Schweden war das persönliche Treffen mit Königin Silvia. Sie empfing die Gäste der Hochtaunus-Kliniken herzlich und nahm sich viel Zeit für ein ausführliches Gespräch. Sie fragte gezielt nach den Erfahrungen der Klinik-Teams im Alltag.

„Unser Ziel ist es, insbesondere dem älteren erkrankten Menschen wieder ein hohes Maß an Selbstständigkeit zu ermöglichen. Dabei ist es aber auch wichtig, bestehende Einschränkungen im alltäglichen Leben zu erkennen, diese zu benennen und an deren Verbesserung zu arbeiten und ihnen Hilfe anzubieten.  Deshalb ist es immens wichtig, die Perspektive des desorientierten Menschen einzunehmen, um einen würdevollen Umgang zu gewährleisten. Eine große Rolle spielen hierbei die Angehörigen. Die Ausbildung nach dem ‚Silviahemmet‘-Konzept legt großen Wert auf Kommunikation, Teamarbeit und Angehörigenunterstützung. Dies führt zu einer verbesserten internen Kommunikation und einem besseren Verständnis der Bedürfnisse von Menschen mit Demenz, was wiederum die Versorgungsqualität steigert“, sagt Dr. Cornelius Gurlitt, Chefarzt der Inneren Medizin in Königstein sowie der Zentralen Notaufnahme in Bad Homburg.

„Wir versuchen, die Menschlichkeit bei der täglichen Arbeit in den Fokus zu rücken. Die Umsetzung im Pflegealltag, insbesondere unter Zeitdruck, ist herausfordernd. Die Teamkultur spielt eine wesentliche Rolle, um die Umsetzung der erlernten Prinzipien zu unterstützen“, ergänzt Pflegdirektorin Kathrin Seefeldt, die gemeinsam mit den anderen Trainern in den kommenden Monaten die gesamte Klinikbelegschaft nach der „Silviahemmet“-Philosophie schulen wird.

Wie die alltäglichen Herausforderungen dennoch demenzsensibel im Krankenhausalltag bewältigt und umgesetzt werden können, davon bekam das Trainer-Team beim Besuch einer Tageseinrichtung der „Silviahemmet“-Stiftung in Schweden einen Eindruck.

Die Stiftung

Die Mutter der schwedischen Königin Silvia litt bis zu ihrem Tod lange Jahre an Demenz. Diese eigene Erfahrung war die Initialzündung für die Monarchin, 1997 die Stiftung „Silviahemmet“ (deutsch: „Silvias Heim“) zu gründen. „Sylviahemmet“ basiert auf der Idee, dass Menschen mit Demenz weiterhin in der Lage sind, ein sinnstiftendes und würdevolles Leben zu führen, wenn sie eine individuelle und personenbezogene Betreuung erhalten. Die Silviahemmet-Philosophie basiert auf vier Säulen: Symptomkontrolle, Unterstützung der Angehörigen, Teamarbeit und Kommunikation.