Studie prüft weitere Ansiedlung von Feldhamstern im Kreis

16. Juli 2024

Main-Taunus-Kreis (ut). Es gibt ihn noch, den Feldhamster! Rund 25 kreisrunde Bauten hat Valentina Baumtrog mit ihren Kolleginnen von der AG Feldhamsterschutz im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde Anfang Mai bei Hochheim am Main kartiert. Es sind wohl die letzten ihrer Art im gesamten Main-Taunus-Kreis. Hier – wie in ganz Hessen- gehen die Bestände seit Jahren dramatisch zurück. Als Steppenbewohner profitierte der Feldhamster einstmals von der Ausbreitung der Landwirtschaft. Ein Verlust der Strukturvielfalt, schnelle Erntemaschinen, die Verschiebung der Erntetermine nach vorne und der zunehmende Flächenverbrauch durch Straßen- und Siedlungsbau machen ihm das Leben schwer.

In Hochheim am Main ist der Feldhamster Chefsache. „Die letzten Hamster leben auf zwei städtischen Flächen, die im Rahmen eines Bauvorhabens als Ausgleich angelegt und für den Feldhamsterschutz vorgesehen sind“, so Bürgermeister Dirk Westedt. Die Landwirte Uwe Schreiber und Michael Mitter wissen genau, worauf es ankommt. „Im sogenannten Hamsterhotel haben wir Weizen, Blühflächen und Luzerne in Streifen angebaut – ein reichhaltiges Mischangebot“, so Schreiber. Auf der von Mitter bewirtschafteten Fläche steht der Weizen so dicht und lückenlos, dass selbst Drohnen mit Wärmebildkamera die Tiere kaum finden können – ein Falke aus der Luft folglich auch nicht.

Eine Aufnahme der Wildtierkamera von Matthias Gall. – Foto: Planungsbüro Gall

Beraten werden die Landwirte von Matthias Gall, der als Gutachter im Auftrag der Stadt die Population betreut. Auch mit dem Amt für den ländlichen Raum wird die Flächenbewirtschaftung in Hochheim am Main eng abgestimmt. „Feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung wird als HALM H.2 Maßnahme vom Land Hessen bereits seit vielen Jahren auch im Main-Taunus-Kreis intensiv gefördert. Die Maßnahmen sind eine effektive Ergänzung zu den Ausgleichsmaßnahmen der Stadt Hochheim am Main“, informiert Heike Kühmichel vom Amt. Ziel ist es, ein Netz aus Ausgleichs- und angepassten Agrarflächen zu generieren, von dessen Vielfalt die Feldhamsterbestände profitieren.

Kein leichtes Unterfangen in Hochheim am Main. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Hamster alle eng miteinander verwandt und damit anfällig für Krankheiten sind“, warnt Baumtrog von der AG Feldhamsterschutz. In den Jahren 2020 und 2022 wurden Tiere in Hochheim am Main für die Nachzucht abgefangen – ihre „genetisch aufgefrischten“ Nachkommen brachte Gall im Mai zurück nach Hochheim. „Ein Elektrozaun schützt die Hamster nun vor Hunden, Füchsen und Waschbären. Nach einem Totfund im April mussten wir schnell agieren“, sagt Umweltdezernentin und Erste Vorsitzende des Landschaftspflegeverbands, Madlen Overdick.

Trotz intensiver Bemühungen bleibt die Situation in Hochheim am Main angespannt. Für gewerbliche Erweiterungen der Stadt gibt es nur schmale Baufenster und die Hamsterflächen sind von großem wirtschaftlichem Interesse. Auch führt eine mögliche Trasse des Netzausbauprojekts Rhein-Main-Link direkt durch das Hamstergebiet. Dr. Inga Kostrzewa, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands (LPV) Main-Taunus fürchtet: „Wenn keine weitere genetische Auffrischung stattfindet und die Gelder für ein wissenschaftliches Monitoring fehlen, wird sich die letzte Population nicht halten können.“

Der Landschaftspflegeverband ergreift nun die Initiative und will eine Studie in Auftrag geben, die prüft, ob eine weitere Ansiedlung von Feldhamstern auf Flächen im Main-Taunus-Kreis erfolgen könnte, die langfristig nicht für die Bebauung vorgesehen sind und mit welchen Kosten zu rechnen ist. Hierfür konnten der BUND Hessen, der Main-Taunus-Kreis mit der Unteren Naturschutzbehörde und die Stadt Hochheim als Finanzierer gewonnen werden. „Der Schutz des Feldhamsters hat im Main-Taunus-Kreis größte Bedeutung, denn hier prallen die Nutzungsinteressen auf kleiner Fläche hart aufeinander. In dieser Situation ist die Kooperation von Naturschutz, Kommunen und Landwirtschaft vermutlich der beste Weg, um dem Hamster das Überleben zu sichern“, sagt Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen.

Genau an diesen Schnittstellen arbeitet der Landschaftspflegeverband des Main-Taunus-Kreises. Und da das LPV-Büro in Wicker unweit der Hamsterflächen liegt, sind die Wege kurz. „So ist auch das tägliche Kontrollieren der eingezäunten Flächen gut für uns zu bewerkstelligen“, meint Kostrzewa vom LPV.