Aus Anlass des 100. Todestags des italienischen Orgelmeisters Marco Enrico Bossi (1861-1925) ein Orgelkonzert statt. Bossi verstarb im Februar 1925 auf der Atlantiküberfahrt nach Europa. Nach einer enthusiastisch gefeierten dreimonatigen Konzerttournee in den USA hatte der international gefragte Konzertorganist schon die Einladung für das Jahr 1926 im Gepäck. Schon als Achtzehnjähriger hatte Bossi Konzertreisen nach London und Paris unternommen und dort bemerkt, wie weit die italienische Orgelmusik hinter der Orgelkunst Frankreichs, Englands und Deutschlands zurücklag. Die italienische Orgel besaß zumeist nur ein Manual und ein angehängtes Pedal und wurde während der Messe hauptsächlich zur Darbietung simpler Opernmelodien gebraucht. Bossi wollte der Orgelmusik wieder ihr würdevolles und artifizielles Wesen zurückgeben. Vehement setzte er sich in den folgenden Jahren als Professor der Konservatorien in Neapel (1890), Venedig (1895), Bologna (1902) und Rom (1916) für eine Reform des italienischen Orgelbaus ein. In seinen Kompositionen orientierte er sich an der kontrapunktischen Kunst Bachs und an den zeitgenössischen europäischen Orgelkomponisten. Er trat in Kontakt mit César Franck (1822-1890) und Josef Rheinberger (1839-1901), und widmete ihnen seine Orgelwerke. Die internationale Anerkennung blieb nicht aus: 1910 dirigierte Max Reger Bossis Orgelkonzert op. 100. 1911 brachte Gustav Mahler in der Carnegie Hall (New York) Bossis Suite für Streichorchester op. 127 zur Aufführung.

Carmenio Ferrulli spielt an der Oberlinger-Orgel Werke von Marco Enrico Bossi, César Franck, Josef Rheinberger und Max Reger. Der Eintritt ist frei.