„Videotime“ war der Name der Videothek, in der der Erzähler aus Roman Ehrlichs neuem Roman gemeinsam mit seinem Vater unzählige Filme auslieh, um sie zu Hause auf Leerkassetten zu überspielen. Die Handlung spielt in den 1990er Jahren in einer kleinen bayerischen Stadt, deren scheinbar geordneter Alltag durch die düstere Atmosphäre der Filme in ein anderes, seltsames Licht gerückt wird. Was geschah damals mit den Eltern, die in Justizvollzugsanstalten oder Autohäusern arbeiteten und in ihrer Freizeit ihre Kinder auf dem Tennisplatz streng trainierten oder einer unstillbaren Zuckersucht erlagen? Und welche Rolle spielte man selbst als Jugendlicher in einer Welt, die von Außerirdischen und Besessenen zu wimmeln schien? „Videotime“ ist ein sprachlich eindrucksvoller Roman, der die verborgenen Gesichter und Leerstellen erkundet, die sich hinter unseren Masken und Selbstbildern verbergen. Mit großer erzählerischer Meisterschaft wirft der Roman die Frage auf, in welcher Zeit und Welt wir eigentlich leben – und in welcher Haut.

Tickets sind in der Stadtbücherei für 10 Euro im Vorverkauf und 12 Euro an der Abendkasse erhältlich.

Bild: „Videotime“ lautet der Titel des Romans aus dem Roman Ehrlich am 8.Oktober in der Stadtbücherei liest. c Marco Cassol