In Bleidenstadt werden vier Stolpersteine für die Familie Kahn vor der Stiftstraße 1 durch den Künstler Gunter Demnig gesetzt. Der Metzgermeister Sally Kahn hatte dort sein Wohn- und Geschäftshaus und lebte dort mit seinen Kindern Rosa, Margarethe und Albert. Ab Vorabend hält der Künstler Gunter Demnig einen Vortrag über das Projekt Stolpersteine im Gymnasium Bleidenstadt.

Der weitaus überwiegende Teil der Menschen, denen mit Stolpersteinen gedacht wird, hat den Nationalsozialismus, den Rassenwahn und die Deportation nicht überlebt. Auf die Familie Kahn traf das glücklicherweise nicht zu: Sally, Margarethe, Rosa und Albert Kahn waren rechtzeitig ausgewandert. Der Fleischer und Viehhändler Sally Kahn war Obermeister der Metzgerinnung, hatte am Ersten Weltkrieg teilgenommen, war Mitglied des Kreistages und Geschworener beim Amtsgericht. Der Familienvater hatte zu Beginn der 1930er Jahre die Zeichen der Zeit zu deuten gewusst. Mit Hilfe der JCA (Jewish Colonisation Association) arbeitete Kahn an der Aufgabe seiner hiesigen Existenz und dem Aufbau einer neuen Lebensgrundlage. Geschäft, Haus und Inventar wurden verkauft. Die Familie fuhr nach Hamburg und bestieg dort am zweiten Weihnachtsfeiertag 1935 das Auswandererschiff und kam nach 28 Tagen Seereise in Argentinien an. Zusammen mit anderen Refugiados (Flüchtlingen) siedelten sie 700 Kilometer von Buenos Aires entfernt inmitten vom Nichts und bauten die Auswandererkolonie Colonia Avigdor und sich selbst ein neues Leben auf.