Vortrag von Dr. Karl-F. Rittershofer „Die Ausgrabungen an der spätmittelalterlichen Burg von Oberursel-Bommersheim, Hochtaunuskreis, Hessen 1988 bis 1999. Neue Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojektes zu einer Burg des Niederen Adels“ ein.
Die vorher nur aus Schriftquellen bekannte Burg von Bommersheim wurde bei einer Baumaßnahme 1988 lokalisiert. Die aufsehenerregenden Grabungen des Referenten 1989 bis 1993 an der Burg sowie 1997 bis 1999 an Vorburg und Burgkapelle erbrachten wesentliche neue Erkenntnisse zur deutschen Burgenarchäologie. Zahlreiche Schriftquellen legen nahezu taggenau die Zerstörung der Wasserburg Bommersheim Anfang Februar 1382 fest, wodurch unter einmaligen Erhaltungsbedingungen neben Keramik und Kleinfunden aus Metall und Glas in der Zerstörungsschicht im Burggraben auch Leder, Holz, Pflanzenreste usw. das vollständige Inventar einer Burg des 14. Jhdts. widerspiegeln und damit zahlreiche Informationen zu Ernährung,
Klima und Umwelt im späten Mittelalter gewährleisten. Die Geschichte der Burganlage von der Errichtung einer sog. “Motte”, einer grabenumwehrten Turmhügelburg des 11./12. Jhdts., bis zur Zerstörung geben der Produktions- und Wirtschaftsgeschichte der Töpfereiwaren in Hessen und darüber hinaus einen wesentlichen Impuls. Zahlreiche Forschungsinstitute und Wissenschaftler:innen sind – u.a. mit großzügiger Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft – an der Auswertung der Befunde beteiligt. In Veröffentlichungen, Vorträgen auf deutschen und internationalen Fachkongressen sowie in Ausstellungen sind bereits Teilergebnisse vorgelegt. Das erste über Bommersheim erschienene Buch von Christina von Waldstein behandelt die Tierknochen und ihre zoologische und soziologische Auswertung; eine umfangreiche Monographie von Reinhard Friedrich zur Auswertung des keramischen Bestandes ist in Druckvorbereitung.

Der Eintritt ist frei.