Für Inspiration, Kommunikation und zum Staunen – Der Tag der offenen Gärten

Von Eckard Steffin, 29. Mai 2022

Weilrod/Oberes Weiltal. Der erste Tag der offenen Gärten in diesem Jahr ging schon im Mai an den Start. Privatpersonen öffneten ihre kleinen Paradise für Besucher:innen. Dabei kam die Kommunikation nicht zu kurz.

Der Garten im ehemaligen Forsthaus

Das alte Forsthauses im Zentrum von Schmitten hat einen Garten, der sich entlang der Weil erstreckt. Die Fläche wird unterteilt durch eine historische Bruchsteinmauer, sodass zwei Ebenen entstehen. Vor dem Gästehaus in dem derzeit eine Ukrainerin mit ihrem Kind wohnt, gibt es einen erst vor kurzem neu gestalteten Steingarten mit Quellstein.

Tim und Matthias Kluber haben das Haus vor gut drei Jahren von einem älteren Ehepaar übernommen. „Ein wichtiger Grund war der Garten, weil ich ein leidenschaftlicher Gärtner bin“, so Tim Kluber. Das ältere Ehepaar hat das Refugium angelegt und Tim Kluber hat es weiterentwickelt. Ihm war wichtig, „dass die Natur im Garten wohnt.“ Hier gibt es Blindschleichen, Feuersalamander, Ringelnattern und im Teich ganz viele Kaulquappen und deshalb auch Kröten. „Die machen aber nicht viel Lärm“, versichert Tim Kluber.

Das Haus, so verrät er, wurde Anfang der 80er Jahre kernsaniert und er und sein Mann Matthias haben es bei Übernahme in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde weiter erneuert und unter anderem mit einem neuen Bad und einer Fußbodenheizung ausgestattet. Bereits Anfang der 2000er Jahre wurde die angrenzende Scheune auf dem alten Fundament neu gebaut. Sie dient heute als Gästehaus in dem die Ukrainerin wohnt.

Sowohl Tim als auch Matthias Kluber waren froh, dass sie alles schon so schön vorgefunden zu haben. „Im Gewächshaus ist sogar noch eine Pflanze, die noch von der Mutter der Vorbesitzerin stammt“, berichtet Tim Kluber.

Matthias Kluber ist übrigens Initiator der Schmittener Kulturschmiede. Die nächsten geplanten Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender von Unser-Taunus.de hinterlegt. Los geht es am 12. Juni 2022 mit Klezmer von Roman Kupferschmidt. Kluber wolle damit ein kulturelles Angebot für Schmitten schaffen. Die Anzahl der Besucher:innen ist aufgrund eine Auflage der Behörden auf 40 Personen beschränkt.

Der waldnahe Naturgarten

Der zweite Naturgarten, den wir vorstellen, ist am Waldrand gelegen und auf seiner „zahmen“ Seite. Sie ist gestaltet mit gepflanzten und komponierten Teilen. Die „wilden“ Seite“ hat sich selbst ausgesät mit allem, was durch den Garten vagabundiert.

Volker Gottwald, der zusammen mit seiner Frau Edith den „Tag der offenen Gärten“ organisiert, hat um die Mittagszeit noch keinen Überblick, wie viele Gäste bis jetzt dieses Angebot wahrgenommen haben. „Es gibt wieder viel mehr Freizeitangebote, als im vergangen Jahr. Da waren wir noch die einzigen. Es ist aber gut, wenn die Besuchszahlen relativ übersichtlich sind, weil uns ist die Kommunikation wichtig ist. Die kommt bei zu vielen Besuchern zu kurz.“ Die Menschen holen sich vor allem Inspirationen für den eigenen Garten, zum Beispiel Volker Gottwalds Geräte-Aufbewahrung mit Fallrohren fand schon den ein oder anderen Bewunderer.

Am 26. Juni findet ein weiterer „Tag der offenen Gärten“ statt. „An dem nehmen wir nicht als Aussteller Teil, weil wir gerne auch mal neue Inspirationen aus anderen Gärten erhalten wollen“, so Gottwald. „Hereinspaziert“, ruft er im nächsten Moment den nächsten Gästen zu und zeigt ihnen seinen Lieblingsplatz. Eine Bank mit Blick über drei Teiche: „Am frühen Morgen sonnig und am Nachmittag schattig.“ Edith Gottwald ergänzt: „Dieses Jahr blüht alles zusammen, was ein schöner Anblick ist.“ Die Gottwalds haben übrigens eine Gartenbeschreibung und ein Gartentagebuch ins Internet gestellt.

Der naturnahe Apothekergarten

Ein großer Schwimmteich bildet den zentralen Anblick, in dem Bitterlinge und Teichmuscheln in Symbiose leben, auf dem Grundstück rund herum gedeihen viele Helleborus und Lungenkräuter, eine Blumenwiese und Weinspaliere. Katja Stork zeigt ihren Spitzahorn, der im Herbst so wunderschön bunt ist – ein ganz persönlicher Indian Summer.

1991 hat sie mit ihrem Mann das Haus gebaut und angefangen, den Garten anzulegen. Damals war der heute größere Teil noch eine Streuobstwiese, die sie zwei Jahre später dazu kaufen konnten. Das Ehepaar hat das herrliche Refugium selbst geplant und angepflanzt. Die Erde wurde dabei so verschoben, dass eine ebene Fläche entstand. „Wir durften keinen Zaun setzen und so hat die Stadtentwicklungsgesellschaft Frankfurt einen ‚natürlichen Zaun‘ gepflanzt“, erklärt Katja Stork und zeigt auf den Gartenrand. Unter anderem wachsen hier Kastanie und Kirschbaum.

Sie selbst bezeichnet sich als Apothekerin gern „berufsgeschädigt“, was die Anpflanzung von Kräutern, Obst und Gemüse betrifft. Und so wachsen neben Kartoffeln, Brombeeren, Himbeeren, Cornet Kirsche und einer Ecke mit Wein auch Bärlauch, Alant, Baldrian und Mönchspfeffer.

Der Teich wiederum wurde von einer Schwimmbadfirma angelegt, ist 170 Zentimeter tief und zur Nutzung bestens geeignet. Darin leben Muscheln und Bitterlinge, die das Wasser reinigen, außerdem ist ein Molch heimisch geworden. „Der Teich wird von einer eigene Quelle mit frischem Wasser versorgt, das durch ein leichtes Gefälle an der anderen Seite in eine Vorrichtung fließt, so dass das Wasser auch für die Bewässerung genutzt werden kann“, erklärt Katja Stork.

Auch die Dekoration in diesem Garten ist mehr als einen Hingucker wert. Es gibt viel aus Südafrika zu entdecken und seemännische Utensilien, was daher rührt, dass ihr Mann früher zur See gefahren ist. So sind zum Beispiel zwei Scherdrachen – einer als Hai angemalt – sind im Garten installiert. Auf dem Podest in einer Ecke hinter dem Teich steht eine Mühle, die aus einer Ausstellung im Palmengarten stammt und mittels Kupferschindeln wetterfest gemacht wurde. Die Frauenskulptur im Wasser hat einen Namen und heißt Elvira.

Der Dekorations-Garten

Im Garten von Manuela und Georg Köhler lassen sich hochwertige und exklusive Dekorationsartikel aus Glas, Edelstahl und Granit finden – und erstehen. Hintergrund hierfür ist, dass der aus Passau stammende Georg Köhler eine Familie kennt, die Glasarbeiten herstellen. Ein Onkel aus dem Bayerischen Wald wiederum schmiedet gerne aus alten Metallteilen Skulpturen. Überall im Garten sind sie zwischen Quitten, Apfel- und Zwetschgenbäumen zu sehen.

„Den Garten haben wir selbst angelegt und achten darauf, dass die Natur zu ihrem Recht kommt“, so Manuela Köhler. Sie lieben es, wie alles eingewachsen ist. Zur Zeit ist der Blick nach draußen durch Haselnuss, Wildrosen und Hardriegel versperrt. „Sobald sie blühen, haben wir eine duftende Wand mit unseren Rosen“, so die Beiden, „im Winter ist alles offen.“ Gebaut haben sie das Haus 2003 und dann auch angefangen, den Garten zu gestalten. Eine Besonderheit ist der Zwetschgenbaum, der aus einem Zwetschgenkern von Manuelas Oma gezogen wurde.

Nächster Termin zur Besichtigung der offenen Gärten ist der 26. Juni von 11 bis 18 Uhr, Anmeldung: info@weiltalgaerten.de, der einmalige Eintrittspreis für alle Gärten beträgt zehn Euro und ist an der ersten Station zu entrichten.

Interessenten, die ebenfalls ihre Gartenpforten öffnen möchten, können sich für das nächste Jahr melden. Derzeit sind ca. 30 Gärten am „Stammtisch“ beteiligt. Während der aktuellen Veranstaltung hat sich schon ein Ehepaar aus Niedernhausen gemeldet, das im kommenden Jahr erstmals mitmachen möchte. Nähere Informationen zum „Tag der offenen Gärten“ im Oberen Weiltal und Umgebung gibt es unter www.weiltalgaerten.de.